Öffnung des Antennenfelds
Letzten Donnerstag wurde das eingezäunte Antennenfeld neben der Kraillinger KIM für eine Begehung geöffnet
Der Bericht von Unser Würmtal kommt wetterbedingt erst heute. Für eine vollständiger Information bieten wir interessierten Würmtalern einige Drohnenaufnahmen an. Diese zeigen einen Überblick für das betroffene Areal. Ganz am Ende des Artikels bieten wir auch ein Drohnenvideo an. Damit können sich naturkundlich Versierte einen Eindruck von Zustand und Art des Bewuchs des Antennenfelds verschaffen.
Der Kraillinger Gemeinderat hat sich in der Sitzung Mitte Juni für ein Ratsbegehren zur Ausweitung des Gewerbegebietes KIM entschieden. Die Gewerbegebietserweiterung soll die leeren Kassen der Gemeinde Krailling füllen. Das Ratsbegehren wird am am 8. Oktober 2023 parallel zu Landtagswahl abgehalten. Bevor die Gemeinde für Planungen rund um eine Erweiterung der KIM Geld ausgibt, sollen die Bürger entscheiden, ob sie eine Erweiterung wünschen.
Eigenes Urteil bilden
Auf der Bürgerversammlung wurde der Antrag von Silvia Roelke für eine Begehung des Antennenfelds noch abgelehnt. Später, in der Ratssitzung am 25.07.2023, wurde aber der Beschluss gefasst, sowohl Fachpublikum als auch den Kraillinger Bürgern die Gelegenheit zu geben, das Antennenfeld kennen zu lernen.
Am Donnerstag, den 3. August 2023 trafen sich Vertreter vom Vogelschutzbund, Bund Naturschutz, Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und Grünzugnetzwerk sowie Gemeinderäte, Vertreter des KIM e.V. und Pressevertreter am Tor zum Antennengelände. Noch bevor es losging, begannen schon die Diskussionen. Im Mittelpunkt stand meistens Kraillings Bürgermeister Rudolph Haux.
Perfekter Wald
Zunächst führte Haux die 35 Personen umfassende Gruppe in den für den Umbau zum Ökokont-Wald vorgesehenen Bereich. Schon bald meldeten sich erste Fachleute zu Wort. So stellte Franz Jäger von der Forstverwaltung Holzkirchen fest: "Ich kann mir nur schwer vorstellen wie dieser Wald verbessert werden kann. Das ist ein gesunder Mischwald. So einen Wald brauchen wir für die Zukunft!" Jäger war früher in den Wäldern von Gauting tätig und dabei an der Einrichtung eines Ökokontos beteiligt.
Weiter ging es in Richtung KIM und dem Bereich, der in den Zeiten des Kalten Kriegs für die Abhör-Antennen genutzt wurde. Um die Antennen herum war damals ein Gärtner tätig. Dieser hielt die Antennenfelder frei und pflanzte Hecken um die Flächen mit rund 30 Metern Durchmesser. Die Felder erkennt man heute nur mehr an einem niedrigeren Bewuchs und an den Betonfundamenten der ehemaligen Antennen.
Diskussion am Zaun zur KIM
Näher an der KIM verändert sich der Wald. Der Mischwald tritt zu Gunsten von Fichten zurück. Direkt am Zaun zur KIM trat die Gruppe wieder in Diskussionen ein. Dipl.-Ing. Simon Tangerding, Geschäftsführer der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Landesverband Bayern e.V., fasste seine Eindrücke zusammen: "Wir haben mindestens 14 Baumarten und 10 verschiedene Buschpflanzen gezählt. Der Wald reagiert hervorragend auf Schadenereignisse. Wir haben gesehen, wie z.B. die vom Eschentriebsterben betroffenen Bereiche mit anderen Bäumen und Pflanzen wieder zuwachsen. Da kann man nichts verbessern." Tangerding ist auch als Gutachter tätig.
Frage zum Ratsbegehren ungültig?
Haux wurde daraufhin von Silvia Roelke vom Bund Naturschutz bzgl. der Frage für das Ratsbegehren angesprochen. Wenn ein Ökokonto-Wald nicht eingerichtet werden könne, sei die Frage "Sind Sie dafür, dass 7 ha des gemeindeeigenen ehemaligen Antennenfeldes als Erweiterung unseres Gewerbegebietes KIM zur Finanzierung der Erfüllung kommunaler Pflichtaufgaben entwickelt und 15 ha als zukunftsfähiger Wald (Ökokonto Wald) ertüchtigt werden?" irreführend. Haux erwiderte, dass die Beurteilung sowohl der Frage als auch der Zustand des Waldes seitens der Aufsichtsbehörden geprüft werde. Das Ergebnis liegt mittlerweile vor. Nach der Besprechung im Ferienausschuss wird die Öffentlichkeit informiert.
Hans-Jürgen Gulder vom Bund Naturschutz aus Germering äußert sich zum Zustand des Waldes: "Ökokonto wird nicht gehen, weil der Wald viel zu gut ist. Im Wald sind uns 14 Baumarten, 10 Straucharten aufgefallen. Davon haben etliche Baumarten eine gute Prognose für den Klimawandel. Aufwerten könnte man allenfalls die wenigen Fichten-Kiefernbestände durch Unterbau mit Buche. Doch deren Flächenanteil ist nur gering. Klüger wäre es gewesen, wenn die Gemeinde einen Vorabtermin mit den entscheidenden Behörden gemacht hätte, also Forstverwaltung und Untere Naturschutzbehörde. Dann wäre gleich klar gewesen, was geht und was nicht! Die Gemeinde muss für die Rodung Ausgleichsflächen im Umfeld suchen und im Verhältnis 1:1. Das wird schwer werden." Gulder ist pensionierter Forstbeamter und war bis 2017 Leiter des AELF Fürstenfeldbruck.
Im Nachgang gab Gulder seiner Verwunderung Ausdruck: "Was ich nicht verstehe und noch nie erlebt habe, ist dass eine Gemeinde ihren Wald, also Bürgerwald mit 22 Hektar, ihren Bürgern nicht öffnet, sondern mit vorgeschobenen Sicherheitsgründen abschottet und als Wildgehege betreibt! Als Kraillinger Bürger würde ich sofort fordern, nach Auslaufen des Pachtvertrages den Zaun abzureißen und gefährliche Bauten zu sichern."
Mit von der Partie waren auch Gunter Kadegge und Rainer Dollinger vom KIM e.V.. Gunter Kadegge gab zu Bedenken, dass die Anwesenden auch die Lage der Gewerbetreibenden auf der KIM berücksichtigen sollten. "Mehrere Unternehmen brauchen dringend Erweiterungsmöglichkeiten. Die Unternehmen sind sonst gezwungen die KIM zu verlassen," äußerte Kadegge, Geschäftsführer von KL TECHNIK. Auch dieses Unternehmen will sich vergrößern. Er plädierte dafür, wenigstens die direkt am Wald gelegene Luise-Meitner-Straße auch auf der zweiten Seite zu bebauen und dadurch eine kleine Erweiterung zu ermöglichen.
Die wechselvolle Geschichte des Tanklagers und des angrenzenden Antennenfeldes wird wohl um ein weiteres Kapitel ergänzt werden. Im Lauf der Zeit war das Gebiet des heutigen Kreuzlinger Forstes schon alles Mögliche: Urwald, Waldschwaige mit Schafweide, dann wieder Wald, später militärisch genutztes Gelände, zuletzt Pionierkaserne mit dem Antennenfeld und Tanklager. Heute ist das Gebiet in großen Teilen Wald und Tanklager. Der kleinste Bereich ist das Kraillinger Gewerbegebiet KIM.
Die Entscheidung über die Gewerbegebietserweiterung werden die Kraillinger Bürger am 08. Oktober 2023 treffen. "Aber auch in Falle eines Ergebnisses pro Erweiterung, kann es noch unüberwindbare Widerstände geben," gibt Bürgermeister Rudolph Haux zu bedenken.
Am 18.09.2023 um 16 Uhr und am 23.09.2023 von 10 bis 15 Uhr können interessierte Kraillinger vom Paulhanplatz aus per Shuttleservice zu einer Führung ins Antennenfeld gebracht werden. An diesen Tagen werden dort auch Info-Stände zum Thema vorhanden sein. Eine Podiumsdiskussion wird entgegen der Meldung im Artikel vom 27.07.2023 nicht geben.
Luftaufnahmen
Drohnenaufnahme Antennenfeld bei Krailling - 08.08.2023 - 09:45 (Video: Unser Würmtal)
Redaktion Unser Würmtal / jh
Öffnung des Antennenfelds
Letzten Donnerstag wurde das eingezäunte Antennenfeld neben der Kraillinger KIM für eine Begehung geöffnet
Der Bericht von Unser Würmtal kommt wetterbedingt erst heute. Für eine vollständiger Information bieten wir interessierten Würmtalern einige Drohnenaufnahmen an. Diese zeigen einen Überblick für das betroffene Areal. Ganz am Ende des Artikels bieten wir auch ein Drohnenvideo an. Damit können sich naturkundlich Versierte einen Eindruck von Zustand und Art des Bewuchs des Antennenfelds verschaffen.
Der Kraillinger Gemeinderat hat sich in der Sitzung Mitte Juni für ein Ratsbegehren zur Ausweitung des Gewerbegebietes KIM entschieden. Die Gewerbegebietserweiterung soll die leeren Kassen der Gemeinde Krailling füllen. Das Ratsbegehren wird am am 8. Oktober 2023 parallel zu Landtagswahl abgehalten. Bevor die Gemeinde für Planungen rund um eine Erweiterung der KIM Geld ausgibt, sollen die Bürger entscheiden, ob sie eine Erweiterung wünschen.
Eigenes Urteil bilden
Auf der Bürgerversammlung wurde der Antrag von Silvia Roelke für eine Begehung des Antennenfelds noch abgelehnt. Später, in der Ratssitzung am 25.07.2023, wurde aber der Beschluss gefasst, sowohl Fachpublikum als auch den Kraillinger Bürgern die Gelegenheit zu geben, das Antennenfeld kennen zu lernen.
Am Donnerstag, den 3. August 2023 trafen sich Vertreter vom Vogelschutzbund, Bund Naturschutz, Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und Grünzugnetzwerk sowie Gemeinderäte, Vertreter des KIM e.V. und Pressevertreter am Tor zum Antennengelände. Noch bevor es losging, begannen schon die Diskussionen. Im Mittelpunkt stand meistens Kraillings Bürgermeister Rudolph Haux.
Perfekter Wald
Zunächst führte Haux die 35 Personen umfassende Gruppe in den für den Umbau zum Ökokont-Wald vorgesehenen Bereich. Schon bald meldeten sich erste Fachleute zu Wort. So stellte Franz Jäger von der Forstverwaltung Holzkirchen fest: "Ich kann mir nur schwer vorstellen wie dieser Wald verbessert werden kann. Das ist ein gesunder Mischwald. So einen Wald brauchen wir für die Zukunft!" Jäger war früher in den Wäldern von Gauting tätig und dabei an der Einrichtung eines Ökokontos beteiligt.
Weiter ging es in Richtung KIM und dem Bereich, der in den Zeiten des Kalten Kriegs für die Abhör-Antennen genutzt wurde. Um die Antennen herum war damals ein Gärtner tätig. Dieser hielt die Antennenfelder frei und pflanzte Hecken um die Flächen mit rund 30 Metern Durchmesser. Die Felder erkennt man heute nur mehr an einem niedrigeren Bewuchs und an den Betonfundamenten der ehemaligen Antennen.
Diskussion am Zaun zur KIM
Näher an der KIM verändert sich der Wald. Der Mischwald tritt zu Gunsten von Fichten zurück. Direkt am Zaun zur KIM trat die Gruppe wieder in Diskussionen ein. Dipl.-Ing. Simon Tangerding, Geschäftsführer der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Landesverband Bayern e.V., fasste seine Eindrücke zusammen: "Wir haben mindestens 14 Baumarten und 10 verschiedene Buschpflanzen gezählt. Der Wald reagiert hervorragend auf Schadenereignisse. Wir haben gesehen, wie z.B. die vom Eschentriebsterben betroffenen Bereiche mit anderen Bäumen und Pflanzen wieder zuwachsen. Da kann man nichts verbessern." Tangerding ist auch als Gutachter tätig.
Frage zum Ratsbegehren ungültig?
Haux wurde daraufhin von Silvia Roelke vom Bund Naturschutz bzgl. der Frage für das Ratsbegehren angesprochen. Wenn ein Ökokonto-Wald nicht eingerichtet werden könne, sei die Frage "Sind Sie dafür, dass 7 ha des gemeindeeigenen ehemaligen Antennenfeldes als Erweiterung unseres Gewerbegebietes KIM zur Finanzierung der Erfüllung kommunaler Pflichtaufgaben entwickelt und 15 ha als zukunftsfähiger Wald (Ökokonto Wald) ertüchtigt werden?" irreführend. Haux erwiderte, dass die Beurteilung sowohl der Frage als auch der Zustand des Waldes seitens der Aufsichtsbehörden geprüft werde. Das Ergebnis liegt mittlerweile vor. Nach der Besprechung im Ferienausschuss wird die Öffentlichkeit informiert.
Hans-Jürgen Gulder vom Bund Naturschutz aus Germering äußert sich zum Zustand des Waldes: "Ökokonto wird nicht gehen, weil der Wald viel zu gut ist. Im Wald sind uns 14 Baumarten, 10 Straucharten aufgefallen. Davon haben etliche Baumarten eine gute Prognose für den Klimawandel. Aufwerten könnte man allenfalls die wenigen Fichten-Kiefernbestände durch Unterbau mit Buche. Doch deren Flächenanteil ist nur gering. Klüger wäre es gewesen, wenn die Gemeinde einen Vorabtermin mit den entscheidenden Behörden gemacht hätte, also Forstverwaltung und Untere Naturschutzbehörde. Dann wäre gleich klar gewesen, was geht und was nicht! Die Gemeinde muss für die Rodung Ausgleichsflächen im Umfeld suchen und im Verhältnis 1:1. Das wird schwer werden." Gulder ist pensionierter Forstbeamter und war bis 2017 Leiter des AELF Fürstenfeldbruck.
Im Nachgang gab Gulder seiner Verwunderung Ausdruck: "Was ich nicht verstehe und noch nie erlebt habe, ist dass eine Gemeinde ihren Wald, also Bürgerwald mit 22 Hektar, ihren Bürgern nicht öffnet, sondern mit vorgeschobenen Sicherheitsgründen abschottet und als Wildgehege betreibt! Als Kraillinger Bürger würde ich sofort fordern, nach Auslaufen des Pachtvertrages den Zaun abzureißen und gefährliche Bauten zu sichern."
Mit von der Partie waren auch Gunter Kadegge und Rainer Dollinger vom KIM e.V.. Gunter Kadegge gab zu Bedenken, dass die Anwesenden auch die Lage der Gewerbetreibenden auf der KIM berücksichtigen sollten. "Mehrere Unternehmen brauchen dringend Erweiterungsmöglichkeiten. Die Unternehmen sind sonst gezwungen die KIM zu verlassen," äußerte Kadegge, Geschäftsführer von KL TECHNIK. Auch dieses Unternehmen will sich vergrößern. Er plädierte dafür, wenigstens die direkt am Wald gelegene Luise-Meitner-Straße auch auf der zweiten Seite zu bebauen und dadurch eine kleine Erweiterung zu ermöglichen.
Die wechselvolle Geschichte des Tanklagers und des angrenzenden Antennenfeldes wird wohl um ein weiteres Kapitel ergänzt werden. Im Lauf der Zeit war das Gebiet des heutigen Kreuzlinger Forstes schon alles Mögliche: Urwald, Waldschwaige mit Schafweide, dann wieder Wald, später militärisch genutztes Gelände, zuletzt Pionierkaserne mit dem Antennenfeld und Tanklager. Heute ist das Gebiet in großen Teilen Wald und Tanklager. Der kleinste Bereich ist das Kraillinger Gewerbegebiet KIM.
Die Entscheidung über die Gewerbegebietserweiterung werden die Kraillinger Bürger am 08. Oktober 2023 treffen. "Aber auch in Falle eines Ergebnisses pro Erweiterung, kann es noch unüberwindbare Widerstände geben," gibt Bürgermeister Rudolph Haux zu bedenken.
Am 18.09.2023 um 16 Uhr und am 23.09.2023 von 10 bis 15 Uhr können interessierte Kraillinger vom Paulhanplatz aus per Shuttleservice zu einer Führung ins Antennenfeld gebracht werden. An diesen Tagen werden dort auch Info-Stände zum Thema vorhanden sein. Eine Podiumsdiskussion wird entgegen der Meldung im Artikel vom 27.07.2023 nicht geben.
Luftaufnahmen
Drohnenaufnahme Antennenfeld bei Krailling - 08.08.2023 - 09:45 (Video: Unser Würmtal)
Redaktion Unser Würmtal / jh
Öffnung des Antennenfelds
Letzten Donnerstag wurde das eingezäunte Antennenfeld neben der Kraillinger KIM für eine Begehung geöffnet
Der Bericht von Unser Würmtal kommt wetterbedingt erst heute. Für eine vollständiger Information bieten wir interessierten Würmtalern einige Drohnenaufnahmen an. Diese zeigen einen Überblick für das betroffene Areal. Ganz am Ende des Artikels bieten wir auch ein Drohnenvideo an. Damit können sich naturkundlich Versierte einen Eindruck von Zustand und Art des Bewuchs des Antennenfelds verschaffen.
Der Kraillinger Gemeinderat hat sich in der Sitzung Mitte Juni für ein Ratsbegehren zur Ausweitung des Gewerbegebietes KIM entschieden. Die Gewerbegebietserweiterung soll die leeren Kassen der Gemeinde Krailling füllen. Das Ratsbegehren wird am am 8. Oktober 2023 parallel zu Landtagswahl abgehalten. Bevor die Gemeinde für Planungen rund um eine Erweiterung der KIM Geld ausgibt, sollen die Bürger entscheiden, ob sie eine Erweiterung wünschen.
Eigenes Urteil bilden
Auf der Bürgerversammlung wurde der Antrag von Silvia Roelke für eine Begehung des Antennenfelds noch abgelehnt. Später, in der Ratssitzung am 25.07.2023, wurde aber der Beschluss gefasst, sowohl Fachpublikum als auch den Kraillinger Bürgern die Gelegenheit zu geben, das Antennenfeld kennen zu lernen.
Am Donnerstag, den 3. August 2023 trafen sich Vertreter vom Vogelschutzbund, Bund Naturschutz, Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und Grünzugnetzwerk sowie Gemeinderäte, Vertreter des KIM e.V. und Pressevertreter am Tor zum Antennengelände. Noch bevor es losging, begannen schon die Diskussionen. Im Mittelpunkt stand meistens Kraillings Bürgermeister Rudolph Haux.
Perfekter Wald
Zunächst führte Haux die 35 Personen umfassende Gruppe in den für den Umbau zum Ökokont-Wald vorgesehenen Bereich. Schon bald meldeten sich erste Fachleute zu Wort. So stellte Franz Jäger von der Forstverwaltung Holzkirchen fest: "Ich kann mir nur schwer vorstellen wie dieser Wald verbessert werden kann. Das ist ein gesunder Mischwald. So einen Wald brauchen wir für die Zukunft!" Jäger war früher in den Wäldern von Gauting tätig und dabei an der Einrichtung eines Ökokontos beteiligt.
Weiter ging es in Richtung KIM und dem Bereich, der in den Zeiten des Kalten Kriegs für die Abhör-Antennen genutzt wurde. Um die Antennen herum war damals ein Gärtner tätig. Dieser hielt die Antennenfelder frei und pflanzte Hecken um die Flächen mit rund 30 Metern Durchmesser. Die Felder erkennt man heute nur mehr an einem niedrigeren Bewuchs und an den Betonfundamenten der ehemaligen Antennen.
Diskussion am Zaun zur KIM
Näher an der KIM verändert sich der Wald. Der Mischwald tritt zu Gunsten von Fichten zurück. Direkt am Zaun zur KIM trat die Gruppe wieder in Diskussionen ein. Dipl.-Ing. Simon Tangerding, Geschäftsführer der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Landesverband Bayern e.V., fasste seine Eindrücke zusammen: "Wir haben mindestens 14 Baumarten und 10 verschiedene Buschpflanzen gezählt. Der Wald reagiert hervorragend auf Schadenereignisse. Wir haben gesehen, wie z.B. die vom Eschentriebsterben betroffenen Bereiche mit anderen Bäumen und Pflanzen wieder zuwachsen. Da kann man nichts verbessern." Tangerding ist auch als Gutachter tätig.
Frage zum Ratsbegehren ungültig?
Haux wurde daraufhin von Silvia Roelke vom Bund Naturschutz bzgl. der Frage für das Ratsbegehren angesprochen. Wenn ein Ökokonto-Wald nicht eingerichtet werden könne, sei die Frage "Sind Sie dafür, dass 7 ha des gemeindeeigenen ehemaligen Antennenfeldes als Erweiterung unseres Gewerbegebietes KIM zur Finanzierung der Erfüllung kommunaler Pflichtaufgaben entwickelt und 15 ha als zukunftsfähiger Wald (Ökokonto Wald) ertüchtigt werden?" irreführend. Haux erwiderte, dass die Beurteilung sowohl der Frage als auch der Zustand des Waldes seitens der Aufsichtsbehörden geprüft werde. Das Ergebnis liegt mittlerweile vor. Nach der Besprechung im Ferienausschuss wird die Öffentlichkeit informiert.
Hans-Jürgen Gulder vom Bund Naturschutz aus Germering äußert sich zum Zustand des Waldes: "Ökokonto wird nicht gehen, weil der Wald viel zu gut ist. Im Wald sind uns 14 Baumarten, 10 Straucharten aufgefallen. Davon haben etliche Baumarten eine gute Prognose für den Klimawandel. Aufwerten könnte man allenfalls die wenigen Fichten-Kiefernbestände durch Unterbau mit Buche. Doch deren Flächenanteil ist nur gering. Klüger wäre es gewesen, wenn die Gemeinde einen Vorabtermin mit den entscheidenden Behörden gemacht hätte, also Forstverwaltung und Untere Naturschutzbehörde. Dann wäre gleich klar gewesen, was geht und was nicht! Die Gemeinde muss für die Rodung Ausgleichsflächen im Umfeld suchen und im Verhältnis 1:1. Das wird schwer werden." Gulder ist pensionierter Forstbeamter und war bis 2017 Leiter des AELF Fürstenfeldbruck.
Im Nachgang gab Gulder seiner Verwunderung Ausdruck: "Was ich nicht verstehe und noch nie erlebt habe, ist dass eine Gemeinde ihren Wald, also Bürgerwald mit 22 Hektar, ihren Bürgern nicht öffnet, sondern mit vorgeschobenen Sicherheitsgründen abschottet und als Wildgehege betreibt! Als Kraillinger Bürger würde ich sofort fordern, nach Auslaufen des Pachtvertrages den Zaun abzureißen und gefährliche Bauten zu sichern."
Mit von der Partie waren auch Gunter Kadegge und Rainer Dollinger vom KIM e.V.. Gunter Kadegge gab zu Bedenken, dass die Anwesenden auch die Lage der Gewerbetreibenden auf der KIM berücksichtigen sollten. "Mehrere Unternehmen brauchen dringend Erweiterungsmöglichkeiten. Die Unternehmen sind sonst gezwungen die KIM zu verlassen," äußerte Kadegge, Geschäftsführer von KL TECHNIK. Auch dieses Unternehmen will sich vergrößern. Er plädierte dafür, wenigstens die direkt am Wald gelegene Luise-Meitner-Straße auch auf der zweiten Seite zu bebauen und dadurch eine kleine Erweiterung zu ermöglichen.
Die wechselvolle Geschichte des Tanklagers und des angrenzenden Antennenfeldes wird wohl um ein weiteres Kapitel ergänzt werden. Im Lauf der Zeit war das Gebiet des heutigen Kreuzlinger Forstes schon alles Mögliche: Urwald, Waldschwaige mit Schafweide, dann wieder Wald, später militärisch genutztes Gelände, zuletzt Pionierkaserne mit dem Antennenfeld und Tanklager. Heute ist das Gebiet in großen Teilen Wald und Tanklager. Der kleinste Bereich ist das Kraillinger Gewerbegebiet KIM.
Die Entscheidung über die Gewerbegebietserweiterung werden die Kraillinger Bürger am 08. Oktober 2023 treffen. "Aber auch in Falle eines Ergebnisses pro Erweiterung, kann es noch unüberwindbare Widerstände geben," gibt Bürgermeister Rudolph Haux zu bedenken.
Am 18.09.2023 um 16 Uhr und am 23.09.2023 von 10 bis 15 Uhr können interessierte Kraillinger vom Paulhanplatz aus per Shuttleservice zu einer Führung ins Antennenfeld gebracht werden. An diesen Tagen werden dort auch Info-Stände zum Thema vorhanden sein. Eine Podiumsdiskussion wird entgegen der Meldung im Artikel vom 27.07.2023 nicht geben.
Luftaufnahmen
Drohnenaufnahme Antennenfeld bei Krailling - 08.08.2023 - 09:45 (Video: Unser Würmtal)
Redaktion Unser Würmtal / jh