Infrastruktur auf regionalen Bahnstrecken inakzeptabel
Jetzt hat es auch die Bayerische Eisenbahngesellschaft mbH (BEG) erkannt: Der Zustand der regionalen Bahnstrecken ist inakzeptabel.
Infrastrukturmängel führen zu immer mehr Verspätungen und Zugausfällen / Besonders betroffen sind Linien abseits der zentralen Schienenkorridore / Verspätungen wegen Fahrbahnmängeln stiegen im Werdenfelsnetz im Juni um mehr als das Zwanzigfache
Seit Jahrzehnten versuchen unterschiedlichste Interessengruppen, die Menschen für den öffentlichen Verkehr zu begeistern. Uns allen klingen diverse Slogans wie z.B. "Mit der Bahn in die Berge" des Alpenvereins in den Ohren. Wer an all diesen Bemühungen anscheinend kein Interesse hat ist die Deutsche Bahn. "Pünktlich wie die Eisenbahn" hieß es einmal. Heute entlockt dieser Spruch höchstens noch ein Schmunzeln.
Nach einer Auswertung der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) haben die Störungen im bayerischen Regional- und S-Bahn-Verkehr zuletzt deutlich zugenommen: Die Pünktlichkeitsquote im gesamten Regional- und S-Bahn-Verkehr in Bayern sank von durchschnittlich 92,4 Prozent im Zeitraum Januar bis Mai auf 82,8 Prozent im Juni. Die Zugausfallquote aufgrund von Streckensperrungen ist hier noch gar nicht berücksichtigt; die Daten dazu liegen der BEG aktuell noch nicht vollständig vor.
Zwar spielte bei den Verspätungen auch die Einführung des 9-Euro-Tickets eine gewisse Rolle. Doch nach Zahlen der BEG wird dieser Effekt durch Mängel in der Schieneninfrastruktur deutlich in den Schatten gestellt. Bei den Verspätungsursachen legten die Infrastrukturdefizite deutlich zu: Ihr Anteil an den Verspätungen im bayerischen Regional- und S-Bahn-Verkehr stieg von 36,9 Prozent im Zeitraum Januar bis Mai auf 45,4 Prozent im Juni.
Betrachtet man ausschließlich die Fahrbahnmängel, so stieg deren Anteil an allen Verspätungen von durchschnittlich 1,8 Prozent im Zeitraum Januar bis Mai 2022 auf 11,7 Prozent im Juni 2022, also um mehr als das Sechsfache.
Dabei verbergen die Durchschnittszahlen für ganz Bayern eine noch deutlich drastischere Entwicklung im regionalen Streckennetz abseits der Hauptverkehrsachsen. Auf diesen Strecken, wo in der Regel keine oder kaum Fernverkehrszüge fahren, ist der Zustand der Infrastruktur in Teilen noch schlechter. Ein einigermaßen pünktlicher Zugverkehr ist dort teilweise kaum mehr möglich.
„Die Deutsche Bahn und die Bundesregierung haben Ende Juni mit großem Getöse die Generalsanierung der wichtigsten Schienenkorridore zwischen den Ballungszentren angekündigt. Das Ziel soll ein sogenanntes Hochleistungsnetz für Deutschland bis 2030 sein“, sagt Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter.
„Dieses Hochleistungsnetz nützt den täglich 1,3 Millionen Fahrgästen im bayerischen Regional- und S-Bahn-Verkehr herzlich wenig, wenn der Zustand der weniger befahrenen Strecken so schlecht bleibt. Ich appelliere deshalb eindringlich an die Deutsche Bahn und den Bund: Vernachlässigen Sie die Regionalstrecken nicht zugunsten der Hauptverkehrsachsen. Ansonsten hängen Sie weite Teile des Landes vom Hochleistungsnetz ab. Es braucht dringend massive Investitionen in die Schiene – und zwar in der Fläche. Nur so kann im Regionalverkehr wieder ein sicherer und vor allem zuverlässiger Betrieb gewährleistet werden. Der Zustand jetzt ist inakzeptabel,“ ergänzt Bernreiter.
Ein besonders drastisches Beispiel für die zunehmenden Infrastrukturprobleme ist das Werdenfelsnetz: Auf den Bahnstrecken zwischen München, Garmisch-Partenkirchen, Kochel und Oberammergau stieg die Anzahl der Verspätungsfälle, die auf Fahrbahnmängel zurückzuführen sind, im Juni 2022 auf mehr als das Zwanzigfache im Vergleich zu den Vormonaten. Waren es von Januar bis Mai 2022 monatlich im Schnitt 60 Verspätungsfälle, schnellte die Zahl im Juni auf 1.250 hoch. Hinzu kommen noch beträchtliche Zugausfälle. Wegen der Ermittlungen zum Zugunglück bei Garmisch-Partenkirchen am 3. Juni ist südlich von Oberau immer noch kein Bahnbetrieb möglich.
Planbarer Betrieb kaum möglich
„Die jüngste Entwicklung ist wirklich erschreckend“, sagt Bärbel Fuchs, Geschäftsführerin der BEG. „Ein planbarer Betrieb ist unter diesen Bedingungen kaum noch möglich, von einer angemessenen Fahrgastinformation ganz zu schweigen – auch weil DB Netz Langsamfahrstellen und Baumaßnahmen oft sehr kurzfristig ankündigt. Weder für die BEG noch für die Fahrgäste ist diese Situation länger akzeptabel. Wir fordern von DB Netz eindringlich, die Infrastruktur präventiv besser instand zu halten, damit es erst gar nicht zu so einer Häufung an Mängeln kommt. Es darf nicht sein, dass bei nahezu jeder Messzugfahrt neue Langsamfahrstellen oder gar komplette Streckensperrungen hinzukommen.“
Aber auch bei DB Regio gibt es Verbesserungsbedarf. Das Unternehmen betreibt im Auftrag der BEG den Regionalverkehr im Werdenfelsnetz und ist vertraglich verpflichtet, einen adäquaten Schienenersatzverkehr zu organisieren, wenn es zu Zugausfällen kommt. Dass dies bei sehr kurzfristig angekündigten Infrastrukturproblemen nicht immer in vollem Umfang klappt, ist noch halbwegs erklärbar.
„Aber es ist inakzeptabel, dass es DB Regio selbst sechs Wochen nach dem Zugunglück nicht gelingt, ausreichend Schienenersatzbusse rund um Garmisch-Partenkirchen bereitzustellen. Deshalb haben wir DB Regio abgemahnt und aufgefordert, umgehend die vertragskonforme Leistung zu erbringen. Ich und die gesamte BEG bedauern, dass eine so bedeutende Ferienregion wie das Werdenfelser Land aktuell so stark unter dem schlechten Zustand der Infrastruktur und dem mangelhaften Ersatzverkehr leiden muss“, stellt Bärbel Fuchs fest.
Die Bayerische Eisenbahngesellschaft mbH (BEG)
Die Bayerische Eisenbahngesellschaft ist ein Unternehmen des Freistaats Bayern. Im Auftrag des Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr plant, finanziert und kontrolliert die BEG den Regional- und S-Bahn-Verkehr in Bayern. Zu den wesentlichen Aufgaben der BEG gehören dabei die Konzeption und Verbesserung von Fahrplänen sowie die Qualitätssicherung.
Kritik an BEG
Auch die BEG stellt dieses verheerende Zeugnis erst nach dem schweren Unfall in Garmisch aus. Wer sich die Pressemeldungen den letzten Jahre liest, findet nur Erfolgsmeldungen. Jetzt wo das ganze Desaster offensichtlich wird, findet die GEB endlich kritische Worte. Das hätte man sich früher gewünscht.
Redaktion Jürgen Haubeil / Unser Würmtal Quelle: Pressemeldung der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG)
Infrastruktur auf regionalen Bahnstrecken inakzeptabel
Jetzt hat es auch die Bayerische Eisenbahngesellschaft mbH (BEG) erkannt: Der Zustand der regionalen Bahnstrecken ist inakzeptabel.
Infrastrukturmängel führen zu immer mehr Verspätungen und Zugausfällen / Besonders betroffen sind Linien abseits der zentralen Schienenkorridore / Verspätungen wegen Fahrbahnmängeln stiegen im Werdenfelsnetz im Juni um mehr als das Zwanzigfache
Seit Jahrzehnten versuchen unterschiedlichste Interessengruppen, die Menschen für den öffentlichen Verkehr zu begeistern. Uns allen klingen diverse Slogans wie z.B. "Mit der Bahn in die Berge" des Alpenvereins in den Ohren. Wer an all diesen Bemühungen anscheinend kein Interesse hat ist die Deutsche Bahn. "Pünktlich wie die Eisenbahn" hieß es einmal. Heute entlockt dieser Spruch höchstens noch ein Schmunzeln.
Nach einer Auswertung der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) haben die Störungen im bayerischen Regional- und S-Bahn-Verkehr zuletzt deutlich zugenommen: Die Pünktlichkeitsquote im gesamten Regional- und S-Bahn-Verkehr in Bayern sank von durchschnittlich 92,4 Prozent im Zeitraum Januar bis Mai auf 82,8 Prozent im Juni. Die Zugausfallquote aufgrund von Streckensperrungen ist hier noch gar nicht berücksichtigt; die Daten dazu liegen der BEG aktuell noch nicht vollständig vor.
Zwar spielte bei den Verspätungen auch die Einführung des 9-Euro-Tickets eine gewisse Rolle. Doch nach Zahlen der BEG wird dieser Effekt durch Mängel in der Schieneninfrastruktur deutlich in den Schatten gestellt. Bei den Verspätungsursachen legten die Infrastrukturdefizite deutlich zu: Ihr Anteil an den Verspätungen im bayerischen Regional- und S-Bahn-Verkehr stieg von 36,9 Prozent im Zeitraum Januar bis Mai auf 45,4 Prozent im Juni.
Betrachtet man ausschließlich die Fahrbahnmängel, so stieg deren Anteil an allen Verspätungen von durchschnittlich 1,8 Prozent im Zeitraum Januar bis Mai 2022 auf 11,7 Prozent im Juni 2022, also um mehr als das Sechsfache.
Dabei verbergen die Durchschnittszahlen für ganz Bayern eine noch deutlich drastischere Entwicklung im regionalen Streckennetz abseits der Hauptverkehrsachsen. Auf diesen Strecken, wo in der Regel keine oder kaum Fernverkehrszüge fahren, ist der Zustand der Infrastruktur in Teilen noch schlechter. Ein einigermaßen pünktlicher Zugverkehr ist dort teilweise kaum mehr möglich.
„Die Deutsche Bahn und die Bundesregierung haben Ende Juni mit großem Getöse die Generalsanierung der wichtigsten Schienenkorridore zwischen den Ballungszentren angekündigt. Das Ziel soll ein sogenanntes Hochleistungsnetz für Deutschland bis 2030 sein“, sagt Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter.
„Dieses Hochleistungsnetz nützt den täglich 1,3 Millionen Fahrgästen im bayerischen Regional- und S-Bahn-Verkehr herzlich wenig, wenn der Zustand der weniger befahrenen Strecken so schlecht bleibt. Ich appelliere deshalb eindringlich an die Deutsche Bahn und den Bund: Vernachlässigen Sie die Regionalstrecken nicht zugunsten der Hauptverkehrsachsen. Ansonsten hängen Sie weite Teile des Landes vom Hochleistungsnetz ab. Es braucht dringend massive Investitionen in die Schiene – und zwar in der Fläche. Nur so kann im Regionalverkehr wieder ein sicherer und vor allem zuverlässiger Betrieb gewährleistet werden. Der Zustand jetzt ist inakzeptabel,“ ergänzt Bernreiter.
Ein besonders drastisches Beispiel für die zunehmenden Infrastrukturprobleme ist das Werdenfelsnetz: Auf den Bahnstrecken zwischen München, Garmisch-Partenkirchen, Kochel und Oberammergau stieg die Anzahl der Verspätungsfälle, die auf Fahrbahnmängel zurückzuführen sind, im Juni 2022 auf mehr als das Zwanzigfache im Vergleich zu den Vormonaten. Waren es von Januar bis Mai 2022 monatlich im Schnitt 60 Verspätungsfälle, schnellte die Zahl im Juni auf 1.250 hoch. Hinzu kommen noch beträchtliche Zugausfälle. Wegen der Ermittlungen zum Zugunglück bei Garmisch-Partenkirchen am 3. Juni ist südlich von Oberau immer noch kein Bahnbetrieb möglich.
Planbarer Betrieb kaum möglich
„Die jüngste Entwicklung ist wirklich erschreckend“, sagt Bärbel Fuchs, Geschäftsführerin der BEG. „Ein planbarer Betrieb ist unter diesen Bedingungen kaum noch möglich, von einer angemessenen Fahrgastinformation ganz zu schweigen – auch weil DB Netz Langsamfahrstellen und Baumaßnahmen oft sehr kurzfristig ankündigt. Weder für die BEG noch für die Fahrgäste ist diese Situation länger akzeptabel. Wir fordern von DB Netz eindringlich, die Infrastruktur präventiv besser instand zu halten, damit es erst gar nicht zu so einer Häufung an Mängeln kommt. Es darf nicht sein, dass bei nahezu jeder Messzugfahrt neue Langsamfahrstellen oder gar komplette Streckensperrungen hinzukommen.“
Aber auch bei DB Regio gibt es Verbesserungsbedarf. Das Unternehmen betreibt im Auftrag der BEG den Regionalverkehr im Werdenfelsnetz und ist vertraglich verpflichtet, einen adäquaten Schienenersatzverkehr zu organisieren, wenn es zu Zugausfällen kommt. Dass dies bei sehr kurzfristig angekündigten Infrastrukturproblemen nicht immer in vollem Umfang klappt, ist noch halbwegs erklärbar.
„Aber es ist inakzeptabel, dass es DB Regio selbst sechs Wochen nach dem Zugunglück nicht gelingt, ausreichend Schienenersatzbusse rund um Garmisch-Partenkirchen bereitzustellen. Deshalb haben wir DB Regio abgemahnt und aufgefordert, umgehend die vertragskonforme Leistung zu erbringen. Ich und die gesamte BEG bedauern, dass eine so bedeutende Ferienregion wie das Werdenfelser Land aktuell so stark unter dem schlechten Zustand der Infrastruktur und dem mangelhaften Ersatzverkehr leiden muss“, stellt Bärbel Fuchs fest.
Die Bayerische Eisenbahngesellschaft mbH (BEG)
Die Bayerische Eisenbahngesellschaft ist ein Unternehmen des Freistaats Bayern. Im Auftrag des Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr plant, finanziert und kontrolliert die BEG den Regional- und S-Bahn-Verkehr in Bayern. Zu den wesentlichen Aufgaben der BEG gehören dabei die Konzeption und Verbesserung von Fahrplänen sowie die Qualitätssicherung.
Kritik an BEG
Auch die BEG stellt dieses verheerende Zeugnis erst nach dem schweren Unfall in Garmisch aus. Wer sich die Pressemeldungen den letzten Jahre liest, findet nur Erfolgsmeldungen. Jetzt wo das ganze Desaster offensichtlich wird, findet die GEB endlich kritische Worte. Das hätte man sich früher gewünscht.
Redaktion Jürgen Haubeil / Unser Würmtal Quelle: Pressemeldung der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG)
Infrastruktur auf regionalen Bahnstrecken inakzeptabel
Jetzt hat es auch die Bayerische Eisenbahngesellschaft mbH (BEG) erkannt: Der Zustand der regionalen Bahnstrecken ist inakzeptabel.
Infrastrukturmängel führen zu immer mehr Verspätungen und Zugausfällen / Besonders betroffen sind Linien abseits der zentralen Schienenkorridore / Verspätungen wegen Fahrbahnmängeln stiegen im Werdenfelsnetz im Juni um mehr als das Zwanzigfache
Seit Jahrzehnten versuchen unterschiedlichste Interessengruppen, die Menschen für den öffentlichen Verkehr zu begeistern. Uns allen klingen diverse Slogans wie z.B. "Mit der Bahn in die Berge" des Alpenvereins in den Ohren. Wer an all diesen Bemühungen anscheinend kein Interesse hat ist die Deutsche Bahn. "Pünktlich wie die Eisenbahn" hieß es einmal. Heute entlockt dieser Spruch höchstens noch ein Schmunzeln.
Nach einer Auswertung der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) haben die Störungen im bayerischen Regional- und S-Bahn-Verkehr zuletzt deutlich zugenommen: Die Pünktlichkeitsquote im gesamten Regional- und S-Bahn-Verkehr in Bayern sank von durchschnittlich 92,4 Prozent im Zeitraum Januar bis Mai auf 82,8 Prozent im Juni. Die Zugausfallquote aufgrund von Streckensperrungen ist hier noch gar nicht berücksichtigt; die Daten dazu liegen der BEG aktuell noch nicht vollständig vor.
Zwar spielte bei den Verspätungen auch die Einführung des 9-Euro-Tickets eine gewisse Rolle. Doch nach Zahlen der BEG wird dieser Effekt durch Mängel in der Schieneninfrastruktur deutlich in den Schatten gestellt. Bei den Verspätungsursachen legten die Infrastrukturdefizite deutlich zu: Ihr Anteil an den Verspätungen im bayerischen Regional- und S-Bahn-Verkehr stieg von 36,9 Prozent im Zeitraum Januar bis Mai auf 45,4 Prozent im Juni.
Betrachtet man ausschließlich die Fahrbahnmängel, so stieg deren Anteil an allen Verspätungen von durchschnittlich 1,8 Prozent im Zeitraum Januar bis Mai 2022 auf 11,7 Prozent im Juni 2022, also um mehr als das Sechsfache.
Dabei verbergen die Durchschnittszahlen für ganz Bayern eine noch deutlich drastischere Entwicklung im regionalen Streckennetz abseits der Hauptverkehrsachsen. Auf diesen Strecken, wo in der Regel keine oder kaum Fernverkehrszüge fahren, ist der Zustand der Infrastruktur in Teilen noch schlechter. Ein einigermaßen pünktlicher Zugverkehr ist dort teilweise kaum mehr möglich.
„Die Deutsche Bahn und die Bundesregierung haben Ende Juni mit großem Getöse die Generalsanierung der wichtigsten Schienenkorridore zwischen den Ballungszentren angekündigt. Das Ziel soll ein sogenanntes Hochleistungsnetz für Deutschland bis 2030 sein“, sagt Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter.
„Dieses Hochleistungsnetz nützt den täglich 1,3 Millionen Fahrgästen im bayerischen Regional- und S-Bahn-Verkehr herzlich wenig, wenn der Zustand der weniger befahrenen Strecken so schlecht bleibt. Ich appelliere deshalb eindringlich an die Deutsche Bahn und den Bund: Vernachlässigen Sie die Regionalstrecken nicht zugunsten der Hauptverkehrsachsen. Ansonsten hängen Sie weite Teile des Landes vom Hochleistungsnetz ab. Es braucht dringend massive Investitionen in die Schiene – und zwar in der Fläche. Nur so kann im Regionalverkehr wieder ein sicherer und vor allem zuverlässiger Betrieb gewährleistet werden. Der Zustand jetzt ist inakzeptabel,“ ergänzt Bernreiter.
Ein besonders drastisches Beispiel für die zunehmenden Infrastrukturprobleme ist das Werdenfelsnetz: Auf den Bahnstrecken zwischen München, Garmisch-Partenkirchen, Kochel und Oberammergau stieg die Anzahl der Verspätungsfälle, die auf Fahrbahnmängel zurückzuführen sind, im Juni 2022 auf mehr als das Zwanzigfache im Vergleich zu den Vormonaten. Waren es von Januar bis Mai 2022 monatlich im Schnitt 60 Verspätungsfälle, schnellte die Zahl im Juni auf 1.250 hoch. Hinzu kommen noch beträchtliche Zugausfälle. Wegen der Ermittlungen zum Zugunglück bei Garmisch-Partenkirchen am 3. Juni ist südlich von Oberau immer noch kein Bahnbetrieb möglich.
Planbarer Betrieb kaum möglich
„Die jüngste Entwicklung ist wirklich erschreckend“, sagt Bärbel Fuchs, Geschäftsführerin der BEG. „Ein planbarer Betrieb ist unter diesen Bedingungen kaum noch möglich, von einer angemessenen Fahrgastinformation ganz zu schweigen – auch weil DB Netz Langsamfahrstellen und Baumaßnahmen oft sehr kurzfristig ankündigt. Weder für die BEG noch für die Fahrgäste ist diese Situation länger akzeptabel. Wir fordern von DB Netz eindringlich, die Infrastruktur präventiv besser instand zu halten, damit es erst gar nicht zu so einer Häufung an Mängeln kommt. Es darf nicht sein, dass bei nahezu jeder Messzugfahrt neue Langsamfahrstellen oder gar komplette Streckensperrungen hinzukommen.“
Aber auch bei DB Regio gibt es Verbesserungsbedarf. Das Unternehmen betreibt im Auftrag der BEG den Regionalverkehr im Werdenfelsnetz und ist vertraglich verpflichtet, einen adäquaten Schienenersatzverkehr zu organisieren, wenn es zu Zugausfällen kommt. Dass dies bei sehr kurzfristig angekündigten Infrastrukturproblemen nicht immer in vollem Umfang klappt, ist noch halbwegs erklärbar.
„Aber es ist inakzeptabel, dass es DB Regio selbst sechs Wochen nach dem Zugunglück nicht gelingt, ausreichend Schienenersatzbusse rund um Garmisch-Partenkirchen bereitzustellen. Deshalb haben wir DB Regio abgemahnt und aufgefordert, umgehend die vertragskonforme Leistung zu erbringen. Ich und die gesamte BEG bedauern, dass eine so bedeutende Ferienregion wie das Werdenfelser Land aktuell so stark unter dem schlechten Zustand der Infrastruktur und dem mangelhaften Ersatzverkehr leiden muss“, stellt Bärbel Fuchs fest.
Die Bayerische Eisenbahngesellschaft mbH (BEG)
Die Bayerische Eisenbahngesellschaft ist ein Unternehmen des Freistaats Bayern. Im Auftrag des Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr plant, finanziert und kontrolliert die BEG den Regional- und S-Bahn-Verkehr in Bayern. Zu den wesentlichen Aufgaben der BEG gehören dabei die Konzeption und Verbesserung von Fahrplänen sowie die Qualitätssicherung.
Kritik an BEG
Auch die BEG stellt dieses verheerende Zeugnis erst nach dem schweren Unfall in Garmisch aus. Wer sich die Pressemeldungen den letzten Jahre liest, findet nur Erfolgsmeldungen. Jetzt wo das ganze Desaster offensichtlich wird, findet die GEB endlich kritische Worte. Das hätte man sich früher gewünscht.
Redaktion Jürgen Haubeil / Unser Würmtal Quelle: Pressemeldung der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG)