„Konzept für übermorgen“
Das lang erwartete Gräfelfinger Mobilitätskonzept wurde vom Büro Obermeyer und teamred dem Gemeinderat präsentiert
Lang war´s erwartet - das Gräfelfinger Mobilitätskonzept. Vor über zwei Jahren begannen das Ingenieur-Büro Obermeyer sowie Verkehrs- und Mobilitätsplanung teamred GmbH Gilching die Vorarbeiten zum Konzept. Der Input kam aus den Workshops für Gewerbetreibende, Schulen, Gemeinderat und Verwaltung, aus schriftlichen Befragungen, Bürgerbeteiligungen und Interviews im Gemeindegebiet vor Ort. Nun stellten die Planer das große Werk im Gemeinderat vor.
Schon früher vorliegen
Eigentlich sollte das Mobilitätskonzept schon Ende 2020 vorliegen. Doch mit Coronaverspätung und den damit einhergehenden Beschränkungen mussten die Gräfelfinger doch länger als geplant auf die Planungen warten. Zumindest die vom Gemeinderat verabschiedeten Leitlinien zum Verkehr standen bereits seit Frühjahr 2022 fest.
Nun präsentierten also das Büro Obermeyer und teamred das Konzept vorm Gemeinderat. Rund 20 Bürger kamen als Zuschauer, noch einmal rund 20 verfolgten die Präsentation in der Online-Übertragung. „Es ist kein Konzept für morgen, sondern eher für übermorgen“, meinte Alisa Picha-Rank vom Büro Obermeyer. Ebenfalls im Konzept enthalten seien 150 „teils kleine, teils größere Maßnahmen. Manche sind schnell umzusetzen, wie eine Neumarkierung oder eine Ertüchtigung von Fußwegen zu gemeinsamen Fuß-Rad-Wegen.“
Tempo-20-Bahnhofstraße
Installationen von Querungshilfen und Ampelanlagen, Verschwenkungen von Radwegen oder die Umgestaltungen ganzer Straßenzüge sind natürlich große Maßnahmen mit Diskussionsbedarf und höherem Budget. Dazu zählte auch die Vorschläge Bahnhofstraße. „Das ist Ihr Herzstück, hier ist viel Einfluss möglich“, so Chefplaner Helmut Ammerl vom Büro Obermeyer. „Die Bahnhofstraße war ein großer Schwerpunkt unserer Arbeit.“
Schon allein die Gesamtbreit von 27 Metern lasse sehr viel Gestaltungsspielraum, noch dazu wenn nur rund 20 Prozent des Verkehrs durchfahren. „Der Rest hat da seine Quelle oder sein Ziel“, so Ammerl. Das Mobilitätskonzept empfiehlt, aus der Bahnhofstraße einen verkehrsberuhigten Geschäftsbereich mit Tempo 20, maximal Tempo 30 zu machen. Inklusive einem beidseitigen Fußgängerbereich von acht Metern. „Das tut nicht weh, wir drehen das Verhältnis einfach um“, so Ammerl und ging auf die Parkplatzsituation ein.
Thema Parken
Die derzeit 209 Stellplätze sind vollgenutzte 134 im Straßenraum und 75 kaum genutzte in der Tiefgarage. Durch Längsparkplätze entfallen 50, „die sowieso Dauerparker sind“, so Ammerl. „Das Ergebnis ist ein sicherer Straßenraum für alle mit einer hohen Aufenthaltsqualität. Das wird einen Haufen Geld kosten, aber ist aus unseren Augen absolut sinnvoll. Nicht zu vergessen ist, dass Sie einen komfortablen Straßenraum haben, der eine Umgestaltung möglich macht.“
Seine Kollegin Picha-Rank ging auf den Radverkehr ein. „Solange Tempo 30 gilt, kann der Radverkehr auf der Straße geführt werden“, meinte sie. „Erst bei Tempo 50 bedarf es einen gesonderten Radweg.“ Aus Platzgründen im Gemeindegebiet empfiehlt es sich somit, mehr Tempo-30-Straßen auszuweisen.
Rückbau, Umbau, Verlegungen
Zu den Überlegungen für den Radverkehr gehörte auch die Umgestaltung der „Technomarkt-Kreuzung“ Lochhamer Straße/Kleinhaderner Weg/Pasinger Straße, „die derzeit nicht verkehrssicher für Radfahrer ist“. Ertüchtige man den Radverkehr, sei automatisch auch die Fußinfrastruktur im Fokus. Das Konzept empfehle viel mehr gemeinsame Fuß-Rad-Wege und mehr Überquerungen an großen Straßen, wie zwischen Altenheim und Friedhof oder Altenheim und Finkenstraße.
Auch zum motorisierten Verkehr gab es einige Anmerkungen – zumeist fürs Entschleunigen, Verlangsamen und Verlegen: darunter der Rückbau der Würmtalstraße inklusive Umgestaltung der unfallträchtigen Kreuzung Pasinger-/Bahnhof-/Würmtalstraße sowie der Rückbau der Pasinger Straße entlang der Heitmeirsiedlung mit Verlegung der Bushaltestelle auf die Pasinger Straße.
150 Maßnahmen
Mit weiteren Empfehlungen für den ÖPNV, E-Ladesäulen, Carsharing, E-Scootern und Kommunikationsmöglichkeiten setzte sich der Vortrag fort. „Heute übergeben wir Ihnen das Mobilitätskonzept. Damit endet die Planung und wir wünschen Ihnen für die Umsetzung viel Erfolg“, so Picha-Rank. In den nächsten Tagen werde das viele Seiten starke schriftliche Gesamtwerk inklusive 150 Maßnahmen quasi als Weihnachtslektüre an die Gemeinderäte verschickt.
Bürgermeister Peter Köstler dankte für die tolle Zusammenarbeit und verwies auf spätere Diskussion. Dennoch hatten die meisten Gemeinderäte schon sofort nach der Präsentation Redebedarf. „Ich habe gleich einen ganzen Sack voller Fragen“ so Günter Roll (BVGL). Zumindest die zukünftige Situation in der Bahnhofstraße und die Reduzierung der Parkplätze könne er nicht nachvollziehen.
Wo bleibt die Entlastungsstraße?
Brigitte Braun (CSU) meinte: „Mir scheint, dass Autos in besonderem Maße ausgegrenzt werden. Das große Juhu will sich bei mir nicht einstellen.“ Mache die Gemeinde Gräfelfing nicht schon so viel und käme das gar nicht zum Tragen?, so Marion Appelmann (CSU). Und Thomas Heidenreich ergänzte: „Viel Neues ist nicht dabei, außer vielleicht die Pläne für die Bahnhofstraße. Die Entlastungsstraße wird in diesem Rahmen zwingend notwendig, um allen Verkehrsteilnehmern gerecht zu werden.“
Heidenreich fehle das Trial&Error-Pronzip, wonach man erst einmal etwas ausprobieren können, bevor ganze Straßenräume ungestaltet werden. Kritik äußerte ebenfalls Martin Feldner (Grüne), der Nachbesserungen bei der Tiefgarage, beim Radverkehr und bei Bushaltestellen forderte. Matthias Pollok (IGG) interessierte sich für eine mögliche Zusammenarbeit mit dem Freistaat bezüglich übergeordneter Straßen.
Auch mit den Antworten der Planer konnten Zweifel und Kritikpunkte fürs Erste nicht ausgeräumt werden. Roll brachte es auf den Punkt: „Glauben Sie wirklich, dass die Gräfelfinger ihre Gewohnheiten ändern? Ich glaube es nicht.“ Die Diskussion zum Konzept und einzelnen Punkten wird der Gemeinderat im kommenden Jahr beginnen.
Redaktion Ulrike Seiffert
„Konzept für übermorgen“
Das lang erwartete Gräfelfinger Mobilitätskonzept wurde vom Büro Obermeyer und teamred dem Gemeinderat präsentiert
Lang war´s erwartet - das Gräfelfinger Mobilitätskonzept. Vor über zwei Jahren begannen das Ingenieur-Büro Obermeyer sowie Verkehrs- und Mobilitätsplanung teamred GmbH Gilching die Vorarbeiten zum Konzept. Der Input kam aus den Workshops für Gewerbetreibende, Schulen, Gemeinderat und Verwaltung, aus schriftlichen Befragungen, Bürgerbeteiligungen und Interviews im Gemeindegebiet vor Ort. Nun stellten die Planer das große Werk im Gemeinderat vor.
Schon früher vorliegen
Eigentlich sollte das Mobilitätskonzept schon Ende 2020 vorliegen. Doch mit Coronaverspätung und den damit einhergehenden Beschränkungen mussten die Gräfelfinger doch länger als geplant auf die Planungen warten. Zumindest die vom Gemeinderat verabschiedeten Leitlinien zum Verkehr standen bereits seit Frühjahr 2022 fest.
Nun präsentierten also das Büro Obermeyer und teamred das Konzept vorm Gemeinderat. Rund 20 Bürger kamen als Zuschauer, noch einmal rund 20 verfolgten die Präsentation in der Online-Übertragung. „Es ist kein Konzept für morgen, sondern eher für übermorgen“, meinte Alisa Picha-Rank vom Büro Obermeyer. Ebenfalls im Konzept enthalten seien 150 „teils kleine, teils größere Maßnahmen. Manche sind schnell umzusetzen, wie eine Neumarkierung oder eine Ertüchtigung von Fußwegen zu gemeinsamen Fuß-Rad-Wegen.“
Tempo-20-Bahnhofstraße
Installationen von Querungshilfen und Ampelanlagen, Verschwenkungen von Radwegen oder die Umgestaltungen ganzer Straßenzüge sind natürlich große Maßnahmen mit Diskussionsbedarf und höherem Budget. Dazu zählte auch die Vorschläge Bahnhofstraße. „Das ist Ihr Herzstück, hier ist viel Einfluss möglich“, so Chefplaner Helmut Ammerl vom Büro Obermeyer. „Die Bahnhofstraße war ein großer Schwerpunkt unserer Arbeit.“
Schon allein die Gesamtbreit von 27 Metern lasse sehr viel Gestaltungsspielraum, noch dazu wenn nur rund 20 Prozent des Verkehrs durchfahren. „Der Rest hat da seine Quelle oder sein Ziel“, so Ammerl. Das Mobilitätskonzept empfiehlt, aus der Bahnhofstraße einen verkehrsberuhigten Geschäftsbereich mit Tempo 20, maximal Tempo 30 zu machen. Inklusive einem beidseitigen Fußgängerbereich von acht Metern. „Das tut nicht weh, wir drehen das Verhältnis einfach um“, so Ammerl und ging auf die Parkplatzsituation ein.
Thema Parken
Die derzeit 209 Stellplätze sind vollgenutzte 134 im Straßenraum und 75 kaum genutzte in der Tiefgarage. Durch Längsparkplätze entfallen 50, „die sowieso Dauerparker sind“, so Ammerl. „Das Ergebnis ist ein sicherer Straßenraum für alle mit einer hohen Aufenthaltsqualität. Das wird einen Haufen Geld kosten, aber ist aus unseren Augen absolut sinnvoll. Nicht zu vergessen ist, dass Sie einen komfortablen Straßenraum haben, der eine Umgestaltung möglich macht.“
Seine Kollegin Picha-Rank ging auf den Radverkehr ein. „Solange Tempo 30 gilt, kann der Radverkehr auf der Straße geführt werden“, meinte sie. „Erst bei Tempo 50 bedarf es einen gesonderten Radweg.“ Aus Platzgründen im Gemeindegebiet empfiehlt es sich somit, mehr Tempo-30-Straßen auszuweisen.
Rückbau, Umbau, Verlegungen
Zu den Überlegungen für den Radverkehr gehörte auch die Umgestaltung der „Technomarkt-Kreuzung“ Lochhamer Straße/Kleinhaderner Weg/Pasinger Straße, „die derzeit nicht verkehrssicher für Radfahrer ist“. Ertüchtige man den Radverkehr, sei automatisch auch die Fußinfrastruktur im Fokus. Das Konzept empfehle viel mehr gemeinsame Fuß-Rad-Wege und mehr Überquerungen an großen Straßen, wie zwischen Altenheim und Friedhof oder Altenheim und Finkenstraße.
Auch zum motorisierten Verkehr gab es einige Anmerkungen – zumeist fürs Entschleunigen, Verlangsamen und Verlegen: darunter der Rückbau der Würmtalstraße inklusive Umgestaltung der unfallträchtigen Kreuzung Pasinger-/Bahnhof-/Würmtalstraße sowie der Rückbau der Pasinger Straße entlang der Heitmeirsiedlung mit Verlegung der Bushaltestelle auf die Pasinger Straße.
150 Maßnahmen
Mit weiteren Empfehlungen für den ÖPNV, E-Ladesäulen, Carsharing, E-Scootern und Kommunikationsmöglichkeiten setzte sich der Vortrag fort. „Heute übergeben wir Ihnen das Mobilitätskonzept. Damit endet die Planung und wir wünschen Ihnen für die Umsetzung viel Erfolg“, so Picha-Rank. In den nächsten Tagen werde das viele Seiten starke schriftliche Gesamtwerk inklusive 150 Maßnahmen quasi als Weihnachtslektüre an die Gemeinderäte verschickt.
Bürgermeister Peter Köstler dankte für die tolle Zusammenarbeit und verwies auf spätere Diskussion. Dennoch hatten die meisten Gemeinderäte schon sofort nach der Präsentation Redebedarf. „Ich habe gleich einen ganzen Sack voller Fragen“ so Günter Roll (BVGL). Zumindest die zukünftige Situation in der Bahnhofstraße und die Reduzierung der Parkplätze könne er nicht nachvollziehen.
Wo bleibt die Entlastungsstraße?
Brigitte Braun (CSU) meinte: „Mir scheint, dass Autos in besonderem Maße ausgegrenzt werden. Das große Juhu will sich bei mir nicht einstellen.“ Mache die Gemeinde Gräfelfing nicht schon so viel und käme das gar nicht zum Tragen?, so Marion Appelmann (CSU). Und Thomas Heidenreich ergänzte: „Viel Neues ist nicht dabei, außer vielleicht die Pläne für die Bahnhofstraße. Die Entlastungsstraße wird in diesem Rahmen zwingend notwendig, um allen Verkehrsteilnehmern gerecht zu werden.“
Heidenreich fehle das Trial&Error-Pronzip, wonach man erst einmal etwas ausprobieren können, bevor ganze Straßenräume ungestaltet werden. Kritik äußerte ebenfalls Martin Feldner (Grüne), der Nachbesserungen bei der Tiefgarage, beim Radverkehr und bei Bushaltestellen forderte. Matthias Pollok (IGG) interessierte sich für eine mögliche Zusammenarbeit mit dem Freistaat bezüglich übergeordneter Straßen.
Auch mit den Antworten der Planer konnten Zweifel und Kritikpunkte fürs Erste nicht ausgeräumt werden. Roll brachte es auf den Punkt: „Glauben Sie wirklich, dass die Gräfelfinger ihre Gewohnheiten ändern? Ich glaube es nicht.“ Die Diskussion zum Konzept und einzelnen Punkten wird der Gemeinderat im kommenden Jahr beginnen.
Redaktion Ulrike Seiffert
„Konzept für übermorgen“
Das lang erwartete Gräfelfinger Mobilitätskonzept wurde vom Büro Obermeyer und teamred dem Gemeinderat präsentiert
Lang war´s erwartet - das Gräfelfinger Mobilitätskonzept. Vor über zwei Jahren begannen das Ingenieur-Büro Obermeyer sowie Verkehrs- und Mobilitätsplanung teamred GmbH Gilching die Vorarbeiten zum Konzept. Der Input kam aus den Workshops für Gewerbetreibende, Schulen, Gemeinderat und Verwaltung, aus schriftlichen Befragungen, Bürgerbeteiligungen und Interviews im Gemeindegebiet vor Ort. Nun stellten die Planer das große Werk im Gemeinderat vor.
Schon früher vorliegen
Eigentlich sollte das Mobilitätskonzept schon Ende 2020 vorliegen. Doch mit Coronaverspätung und den damit einhergehenden Beschränkungen mussten die Gräfelfinger doch länger als geplant auf die Planungen warten. Zumindest die vom Gemeinderat verabschiedeten Leitlinien zum Verkehr standen bereits seit Frühjahr 2022 fest.
Nun präsentierten also das Büro Obermeyer und teamred das Konzept vorm Gemeinderat. Rund 20 Bürger kamen als Zuschauer, noch einmal rund 20 verfolgten die Präsentation in der Online-Übertragung. „Es ist kein Konzept für morgen, sondern eher für übermorgen“, meinte Alisa Picha-Rank vom Büro Obermeyer. Ebenfalls im Konzept enthalten seien 150 „teils kleine, teils größere Maßnahmen. Manche sind schnell umzusetzen, wie eine Neumarkierung oder eine Ertüchtigung von Fußwegen zu gemeinsamen Fuß-Rad-Wegen.“
Tempo-20-Bahnhofstraße
Installationen von Querungshilfen und Ampelanlagen, Verschwenkungen von Radwegen oder die Umgestaltungen ganzer Straßenzüge sind natürlich große Maßnahmen mit Diskussionsbedarf und höherem Budget. Dazu zählte auch die Vorschläge Bahnhofstraße. „Das ist Ihr Herzstück, hier ist viel Einfluss möglich“, so Chefplaner Helmut Ammerl vom Büro Obermeyer. „Die Bahnhofstraße war ein großer Schwerpunkt unserer Arbeit.“
Schon allein die Gesamtbreit von 27 Metern lasse sehr viel Gestaltungsspielraum, noch dazu wenn nur rund 20 Prozent des Verkehrs durchfahren. „Der Rest hat da seine Quelle oder sein Ziel“, so Ammerl. Das Mobilitätskonzept empfiehlt, aus der Bahnhofstraße einen verkehrsberuhigten Geschäftsbereich mit Tempo 20, maximal Tempo 30 zu machen. Inklusive einem beidseitigen Fußgängerbereich von acht Metern. „Das tut nicht weh, wir drehen das Verhältnis einfach um“, so Ammerl und ging auf die Parkplatzsituation ein.
Thema Parken
Die derzeit 209 Stellplätze sind vollgenutzte 134 im Straßenraum und 75 kaum genutzte in der Tiefgarage. Durch Längsparkplätze entfallen 50, „die sowieso Dauerparker sind“, so Ammerl. „Das Ergebnis ist ein sicherer Straßenraum für alle mit einer hohen Aufenthaltsqualität. Das wird einen Haufen Geld kosten, aber ist aus unseren Augen absolut sinnvoll. Nicht zu vergessen ist, dass Sie einen komfortablen Straßenraum haben, der eine Umgestaltung möglich macht.“
Seine Kollegin Picha-Rank ging auf den Radverkehr ein. „Solange Tempo 30 gilt, kann der Radverkehr auf der Straße geführt werden“, meinte sie. „Erst bei Tempo 50 bedarf es einen gesonderten Radweg.“ Aus Platzgründen im Gemeindegebiet empfiehlt es sich somit, mehr Tempo-30-Straßen auszuweisen.
Rückbau, Umbau, Verlegungen
Zu den Überlegungen für den Radverkehr gehörte auch die Umgestaltung der „Technomarkt-Kreuzung“ Lochhamer Straße/Kleinhaderner Weg/Pasinger Straße, „die derzeit nicht verkehrssicher für Radfahrer ist“. Ertüchtige man den Radverkehr, sei automatisch auch die Fußinfrastruktur im Fokus. Das Konzept empfehle viel mehr gemeinsame Fuß-Rad-Wege und mehr Überquerungen an großen Straßen, wie zwischen Altenheim und Friedhof oder Altenheim und Finkenstraße.
Auch zum motorisierten Verkehr gab es einige Anmerkungen – zumeist fürs Entschleunigen, Verlangsamen und Verlegen: darunter der Rückbau der Würmtalstraße inklusive Umgestaltung der unfallträchtigen Kreuzung Pasinger-/Bahnhof-/Würmtalstraße sowie der Rückbau der Pasinger Straße entlang der Heitmeirsiedlung mit Verlegung der Bushaltestelle auf die Pasinger Straße.
150 Maßnahmen
Mit weiteren Empfehlungen für den ÖPNV, E-Ladesäulen, Carsharing, E-Scootern und Kommunikationsmöglichkeiten setzte sich der Vortrag fort. „Heute übergeben wir Ihnen das Mobilitätskonzept. Damit endet die Planung und wir wünschen Ihnen für die Umsetzung viel Erfolg“, so Picha-Rank. In den nächsten Tagen werde das viele Seiten starke schriftliche Gesamtwerk inklusive 150 Maßnahmen quasi als Weihnachtslektüre an die Gemeinderäte verschickt.
Bürgermeister Peter Köstler dankte für die tolle Zusammenarbeit und verwies auf spätere Diskussion. Dennoch hatten die meisten Gemeinderäte schon sofort nach der Präsentation Redebedarf. „Ich habe gleich einen ganzen Sack voller Fragen“ so Günter Roll (BVGL). Zumindest die zukünftige Situation in der Bahnhofstraße und die Reduzierung der Parkplätze könne er nicht nachvollziehen.
Wo bleibt die Entlastungsstraße?
Brigitte Braun (CSU) meinte: „Mir scheint, dass Autos in besonderem Maße ausgegrenzt werden. Das große Juhu will sich bei mir nicht einstellen.“ Mache die Gemeinde Gräfelfing nicht schon so viel und käme das gar nicht zum Tragen?, so Marion Appelmann (CSU). Und Thomas Heidenreich ergänzte: „Viel Neues ist nicht dabei, außer vielleicht die Pläne für die Bahnhofstraße. Die Entlastungsstraße wird in diesem Rahmen zwingend notwendig, um allen Verkehrsteilnehmern gerecht zu werden.“
Heidenreich fehle das Trial&Error-Pronzip, wonach man erst einmal etwas ausprobieren können, bevor ganze Straßenräume ungestaltet werden. Kritik äußerte ebenfalls Martin Feldner (Grüne), der Nachbesserungen bei der Tiefgarage, beim Radverkehr und bei Bushaltestellen forderte. Matthias Pollok (IGG) interessierte sich für eine mögliche Zusammenarbeit mit dem Freistaat bezüglich übergeordneter Straßen.
Auch mit den Antworten der Planer konnten Zweifel und Kritikpunkte fürs Erste nicht ausgeräumt werden. Roll brachte es auf den Punkt: „Glauben Sie wirklich, dass die Gräfelfinger ihre Gewohnheiten ändern? Ich glaube es nicht.“ Die Diskussion zum Konzept und einzelnen Punkten wird der Gemeinderat im kommenden Jahr beginnen.
Redaktion Ulrike Seiffert