Fazit Würmtaler Energietag
Beim „Würmtaler Energietag“ im Kupferhaus in Planegg ging es vor allem um die zukünftige Energieunabhängigkeit
Die Podiumsdiskussion und die Infostände drehten sich um lokale Energiegewinnung und die Zusammenarbeit unter den Würmtalgemeinden
Nach mehrjähriger Pause gab es heuer wieder einen „Würmtaler Energietag“. Ausgerichtet vom Grünzug-Netzwerk Würmtal e.V. bestand die diesjährige Veranstaltung weniger aus einem Infomarkt als aus einer Podiumsdiskussion. Die Bürgermeister der fünf Gemeinden sowie etliche Fachleute stellten sich den Fragen des zahlreich erschienenen Publikums im Kupferhaus.
Alles dominierende Frage des diesjährigen „Würmtaler Energietag“ war die Sache mit der Autarkie. Kann sich das Würmtal autark mit Energie versorgen? Und wenn ja, wann eigentlich? Die Frage drängt sich aus dem Zeitgeschehen auf, wenn insbesondere Gas preislich durch die Decke geht. Das Würmtal kann einiges an Potenzial in die Waagschale werfen. Geothermie, Wind- und Wasserkraft und ganz besonders Solar/Photovoltaik-Anlagen lohnen sich hier.
Moderator Martin Sambale, Geschäftsführer des Energie- & Umweltzentrums Allgäu (eza!) und anerkannter Fachmann auf dem Gebiet der lokalen Energieversorgung, übernahm die Moderation. Wobei zunächst die Bürgermeister der Gemeinden darüber berichteten, was schon läuft und was in Planung ist. Ganz unbekannt ist Sambale übrigens nicht im Würmtal. In Gauting wirkte er als Berater fürs Energiekonzept mit.
Politik hinkt hinterher
Die Gautinger Bürgermeisterin Brigitte Kössinger machte den Anfang. Ab der Heizperiode im Winter 2025/ 26 können die ersten Haushalte in Gauting West aus dem interkommunalen Geothermieprojekt auf dem Sonderflughafen Oberpfaffenhofen mit Fernwärme versorgt werden, erklärte sie. Es gebe auch Windkraftinitiativen, die seien aber noch in Prüfung. Auch Krailling prüfe die Windkraft. Zudem habe man die Wärmeversorgung in der KIM, Wasserstoffproduktion und ein Eislager auf dem Tanklagergebiet.
„Wir würden gern energieautark sein“, sagte der Kraillinger Bürgermeister Rudolph Haux. „Im Ortszentrum geht das noch nicht. Aber die KIM ist ein homogenes Gebiet mit einem Hackschnitzelheizkraftwerk und vielen Firmen, die innovativ denken. Dennoch fällt es schwer, die Ideen umzusetzen. Seitens der Politik werden Planungen und Genehmigungen erschwert. Der Anreiz ist einfach nicht da. Da muss sich etwas ändern.“
Haux verwies auf eine Richtlinie der EU, die den kostengünstigen Austausch zwischen Stromerzeugern und Stromabnehmern jenseits der Energieindustrie ermöglichen soll. Diese Richtlinie wartet aber in Deutschland auf die Umsetzung! „Derzeit ist selbst "geschenkte" Energie von so vielen Abgaben belastet, dass sogar das Verschenken zu teuer ist“, so Haux. Das behindere auch die kommunale Zusammenarbeit beim Thema Energie.
Interkommunale Aufgabe
Dem konnten alle Bürgermeister zustimmen. Dennoch unternehme man kleinere Maßnahmen, wie jeder betonte. LED-Straßenbeleuchtung, Photovoltaik (PV) auf Liegenschaften, umfangreiche Fördermaßnahmen für energetische Sanierungen und private PV-Anlagen und mehr. Der Planegger Bürgermeister Hermann Nafziger verwies auf sein Herzensprojekt, die Agri-PV-Anlage, „das ist die Zukunft!“ Leider habe Planegg kein Geothermie-Claim, aber auch die Planegger versuchen sich an Windkraft. Entsprechende Standorte entlang der Autobahn würden geprüft, so Nafziger.
Für den Gräfelfinger Bürgermeister Peter Köstler hat die Gemeinde Vorbildfunktion. PV, Solar, Wasserkraft in Form des kleinen Schachtkraftwerkes an der Krämermühle, Geothermie mit einem potenziellen Erdbeckenwärmespeicher – die Gräfelfinger Projekte decken alle Energiegewinnungsmöglichkeiten ab. „Der Mix macht´s. Wir sollten nicht auf eine Energieform setzen, sondern alle Potenziale ausschöpfen. Und wir sollten uns zusammentun, beim gemeinsamen Handeln wächst die Effizienz.“
„Jetzt muss sich mal was tun!“
Das ist eine klare Sache auch für Neurieds Bürgermeister Harald Zipfel. „Da muss keiner das Rad neu erfinden“, sagte der gelernte Energieberater Zipfel. „Seit 25 Jahren reden wir nun schon davon, dass die Energiewende kommen muss. Jetzt muss sich mal was tun“, meinte er ungeduldig. Seine klamme Kommune habe auf Studenten als Energiekonzeptentwickler zurückgegriffen. „Das hat allen Spaß gemacht und ist die Arbeitsgrundlage für uns seit sechs Jahren.“
Als sichtbares Zeichen und Ansprechpartner für alle fungiere dritter Bürgermeister Dieter Maier als Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsreferent. Im Übrigen setze Neuried auf Kooperationen und hat sich mit Pullach, Schäftlarn und Baierbrunn in Sachen Windenergie zusammengetan. Fürs neue Gewerbegebiet auf dem Hettlage-Grundstück habe er eine Fernwärme-Versorgung über die nahen Stadtwerke München (SWM) beantragt, aber: Seit fünf Jahren seien die „behäbigen“ SWM nicht in der Lage, ihm ein Angebot zu machen.
Wenn jeder Solarpanels auf dem Dach hätte …
Auch zur Solartechnik hat der Energieberater auf dem Rathauschefsessel eine Meinung. „Wenn jeder etwas auf dem Dach hätte, bräuchten wir gar nicht soviel Leistung“, so Zipfel. „Das sage ich schon seit 25 Jahren.“
Die nachfolgende Expertenrunde vertiefte die verschiedenen Projekte in den Gemeinden noch. Zum Beispiel berichtete die Gautinger Bürgermeisterin Brigitte Kössinger von der Silenos Energy Geothermie Interkommunal – eine Kooperation mit Gilching und Weßling für innovative Energieversorgung durch Fernwärme aus Tiefengeothermie beim Sonderflughafen Oberpfaffenhofen. „In 2800 Meter Tiefe erwarten wir bis zu 100 Grad heißes Thermalwasser, mit dem wir Kunden in Gauting und Gilching beliefern können“, so Jakob Sommer, Projektleiter der Silenos Energy.
Zu wenig?
Und der Gautinger Andreas Lederle, Geschäftsführer der Erdwärme Grünwald, fasste das Ziel ins Auge: „In Grünwald und Unterhaching lebt ein Großteil der Bürgerschaft seit einer Dekade mit Geothermie CO2-neutral.“ Soweit sind wir im Würmtal noch nicht, aber die Gräfelfinger werden 2024 den "unterirdischen Warmwasserspeicher" anbohren. Die Gautinger wollen in vier Jahren bereits Fernwärme liefern.
Für die Organisatoren vom Grünzug-Netzwerk Würmtal e.V. waren die Ausführungen der Bürgermeister zwar „interessant, aber wenig innovativ“, meinte Joachim Bender von Grünzug-Netzwerk. „Die Erwartungen unsererseits und aus dem Publikum waren enorm hoch. Das ist kein Wunder in der heutigen Zeit. Aber enttäuschender Weise kam wenig Visionäres und Konkretes zur Sprache. Gerademal die Neurieder sind pfiffig. Man muss sagen, dass die Würmtal-Gemeinden eher hinten dran als vorneweg sind.“
Wenig konkret?
Dass einige Fortschritte dem Beschleuniger der regenerativen Energien, Wladimir Putin, zu verdanken sind, wollen wir nicht in Abrede stellen. Aber das millionenschwere Projekte, wie z.B. die geplanten Geothermieprojekte, gut durchdacht und geplant sein müssen ist auch klar. Glücklicherweise haben Gauting und Gräfelfing Zugriff auf Claims für Geothermie auf Gemeindegrund. Windkraft war für die Bayrische Staatsregierung bis vor kurzem noch ein Reizwort und auch bei vielen Würmtalern arg verpönt. Außerdem kennen wir von der auch im Kupferhaus stattgefundenen "Informationsveranstaltung der Firma Glück zum Recycling-Projekt" die Devise von manchem grün angehauchten Würmtaler "aber nicht bei uns!".
Redaktion Unser Würmtal
Fazit Würmtaler Energietag
Beim „Würmtaler Energietag“ im Kupferhaus in Planegg ging es vor allem um die zukünftige Energieunabhängigkeit
Die Podiumsdiskussion und die Infostände drehten sich um lokale Energiegewinnung und die Zusammenarbeit unter den Würmtalgemeinden
Nach mehrjähriger Pause gab es heuer wieder einen „Würmtaler Energietag“. Ausgerichtet vom Grünzug-Netzwerk Würmtal e.V. bestand die diesjährige Veranstaltung weniger aus einem Infomarkt als aus einer Podiumsdiskussion. Die Bürgermeister der fünf Gemeinden sowie etliche Fachleute stellten sich den Fragen des zahlreich erschienenen Publikums im Kupferhaus.
Alles dominierende Frage des diesjährigen „Würmtaler Energietag“ war die Sache mit der Autarkie. Kann sich das Würmtal autark mit Energie versorgen? Und wenn ja, wann eigentlich? Die Frage drängt sich aus dem Zeitgeschehen auf, wenn insbesondere Gas preislich durch die Decke geht. Das Würmtal kann einiges an Potenzial in die Waagschale werfen. Geothermie, Wind- und Wasserkraft und ganz besonders Solar/Photovoltaik-Anlagen lohnen sich hier.
Moderator Martin Sambale, Geschäftsführer des Energie- & Umweltzentrums Allgäu (eza!) und anerkannter Fachmann auf dem Gebiet der lokalen Energieversorgung, übernahm die Moderation. Wobei zunächst die Bürgermeister der Gemeinden darüber berichteten, was schon läuft und was in Planung ist. Ganz unbekannt ist Sambale übrigens nicht im Würmtal. In Gauting wirkte er als Berater fürs Energiekonzept mit.
Politik hinkt hinterher
Die Gautinger Bürgermeisterin Brigitte Kössinger machte den Anfang. Ab der Heizperiode im Winter 2025/ 26 können die ersten Haushalte in Gauting West aus dem interkommunalen Geothermieprojekt auf dem Sonderflughafen Oberpfaffenhofen mit Fernwärme versorgt werden, erklärte sie. Es gebe auch Windkraftinitiativen, die seien aber noch in Prüfung. Auch Krailling prüfe die Windkraft. Zudem habe man die Wärmeversorgung in der KIM, Wasserstoffproduktion und ein Eislager auf dem Tanklagergebiet.
„Wir würden gern energieautark sein“, sagte der Kraillinger Bürgermeister Rudolph Haux. „Im Ortszentrum geht das noch nicht. Aber die KIM ist ein homogenes Gebiet mit einem Hackschnitzelheizkraftwerk und vielen Firmen, die innovativ denken. Dennoch fällt es schwer, die Ideen umzusetzen. Seitens der Politik werden Planungen und Genehmigungen erschwert. Der Anreiz ist einfach nicht da. Da muss sich etwas ändern.“
Haux verwies auf eine Richtlinie der EU, die den kostengünstigen Austausch zwischen Stromerzeugern und Stromabnehmern jenseits der Energieindustrie ermöglichen soll. Diese Richtlinie wartet aber in Deutschland auf die Umsetzung! „Derzeit ist selbst "geschenkte" Energie von so vielen Abgaben belastet, dass sogar das Verschenken zu teuer ist“, so Haux. Das behindere auch die kommunale Zusammenarbeit beim Thema Energie.
Interkommunale Aufgabe
Dem konnten alle Bürgermeister zustimmen. Dennoch unternehme man kleinere Maßnahmen, wie jeder betonte. LED-Straßenbeleuchtung, Photovoltaik (PV) auf Liegenschaften, umfangreiche Fördermaßnahmen für energetische Sanierungen und private PV-Anlagen und mehr. Der Planegger Bürgermeister Hermann Nafziger verwies auf sein Herzensprojekt, die Agri-PV-Anlage, „das ist die Zukunft!“ Leider habe Planegg kein Geothermie-Claim, aber auch die Planegger versuchen sich an Windkraft. Entsprechende Standorte entlang der Autobahn würden geprüft, so Nafziger.
Für den Gräfelfinger Bürgermeister Peter Köstler hat die Gemeinde Vorbildfunktion. PV, Solar, Wasserkraft in Form des kleinen Schachtkraftwerkes an der Krämermühle, Geothermie mit einem potenziellen Erdbeckenwärmespeicher – die Gräfelfinger Projekte decken alle Energiegewinnungsmöglichkeiten ab. „Der Mix macht´s. Wir sollten nicht auf eine Energieform setzen, sondern alle Potenziale ausschöpfen. Und wir sollten uns zusammentun, beim gemeinsamen Handeln wächst die Effizienz.“
„Jetzt muss sich mal was tun!“
Das ist eine klare Sache auch für Neurieds Bürgermeister Harald Zipfel. „Da muss keiner das Rad neu erfinden“, sagte der gelernte Energieberater Zipfel. „Seit 25 Jahren reden wir nun schon davon, dass die Energiewende kommen muss. Jetzt muss sich mal was tun“, meinte er ungeduldig. Seine klamme Kommune habe auf Studenten als Energiekonzeptentwickler zurückgegriffen. „Das hat allen Spaß gemacht und ist die Arbeitsgrundlage für uns seit sechs Jahren.“
Als sichtbares Zeichen und Ansprechpartner für alle fungiere dritter Bürgermeister Dieter Maier als Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsreferent. Im Übrigen setze Neuried auf Kooperationen und hat sich mit Pullach, Schäftlarn und Baierbrunn in Sachen Windenergie zusammengetan. Fürs neue Gewerbegebiet auf dem Hettlage-Grundstück habe er eine Fernwärme-Versorgung über die nahen Stadtwerke München (SWM) beantragt, aber: Seit fünf Jahren seien die „behäbigen“ SWM nicht in der Lage, ihm ein Angebot zu machen.
Wenn jeder Solarpanels auf dem Dach hätte …
Auch zur Solartechnik hat der Energieberater auf dem Rathauschefsessel eine Meinung. „Wenn jeder etwas auf dem Dach hätte, bräuchten wir gar nicht soviel Leistung“, so Zipfel. „Das sage ich schon seit 25 Jahren.“
Die nachfolgende Expertenrunde vertiefte die verschiedenen Projekte in den Gemeinden noch. Zum Beispiel berichtete die Gautinger Bürgermeisterin Brigitte Kössinger von der Silenos Energy Geothermie Interkommunal – eine Kooperation mit Gilching und Weßling für innovative Energieversorgung durch Fernwärme aus Tiefengeothermie beim Sonderflughafen Oberpfaffenhofen. „In 2800 Meter Tiefe erwarten wir bis zu 100 Grad heißes Thermalwasser, mit dem wir Kunden in Gauting und Gilching beliefern können“, so Jakob Sommer, Projektleiter der Silenos Energy.
Zu wenig?
Und der Gautinger Andreas Lederle, Geschäftsführer der Erdwärme Grünwald, fasste das Ziel ins Auge: „In Grünwald und Unterhaching lebt ein Großteil der Bürgerschaft seit einer Dekade mit Geothermie CO2-neutral.“ Soweit sind wir im Würmtal noch nicht, aber die Gräfelfinger werden 2024 den "unterirdischen Warmwasserspeicher" anbohren. Die Gautinger wollen in vier Jahren bereits Fernwärme liefern.
Für die Organisatoren vom Grünzug-Netzwerk Würmtal e.V. waren die Ausführungen der Bürgermeister zwar „interessant, aber wenig innovativ“, meinte Joachim Bender von Grünzug-Netzwerk. „Die Erwartungen unsererseits und aus dem Publikum waren enorm hoch. Das ist kein Wunder in der heutigen Zeit. Aber enttäuschender Weise kam wenig Visionäres und Konkretes zur Sprache. Gerademal die Neurieder sind pfiffig. Man muss sagen, dass die Würmtal-Gemeinden eher hinten dran als vorneweg sind.“
Wenig konkret?
Dass einige Fortschritte dem Beschleuniger der regenerativen Energien, Wladimir Putin, zu verdanken sind, wollen wir nicht in Abrede stellen. Aber das millionenschwere Projekte, wie z.B. die geplanten Geothermieprojekte, gut durchdacht und geplant sein müssen ist auch klar. Glücklicherweise haben Gauting und Gräfelfing Zugriff auf Claims für Geothermie auf Gemeindegrund. Windkraft war für die Bayrische Staatsregierung bis vor kurzem noch ein Reizwort und auch bei vielen Würmtalern arg verpönt. Außerdem kennen wir von der auch im Kupferhaus stattgefundenen "Informationsveranstaltung der Firma Glück zum Recycling-Projekt" die Devise von manchem grün angehauchten Würmtaler "aber nicht bei uns!".
Redaktion Unser Würmtal
Fazit Würmtaler Energietag
Beim „Würmtaler Energietag“ im Kupferhaus in Planegg ging es vor allem um die zukünftige Energieunabhängigkeit
Die Podiumsdiskussion und die Infostände drehten sich um lokale Energiegewinnung und die Zusammenarbeit unter den Würmtalgemeinden
Nach mehrjähriger Pause gab es heuer wieder einen „Würmtaler Energietag“. Ausgerichtet vom Grünzug-Netzwerk Würmtal e.V. bestand die diesjährige Veranstaltung weniger aus einem Infomarkt als aus einer Podiumsdiskussion. Die Bürgermeister der fünf Gemeinden sowie etliche Fachleute stellten sich den Fragen des zahlreich erschienenen Publikums im Kupferhaus.
Alles dominierende Frage des diesjährigen „Würmtaler Energietag“ war die Sache mit der Autarkie. Kann sich das Würmtal autark mit Energie versorgen? Und wenn ja, wann eigentlich? Die Frage drängt sich aus dem Zeitgeschehen auf, wenn insbesondere Gas preislich durch die Decke geht. Das Würmtal kann einiges an Potenzial in die Waagschale werfen. Geothermie, Wind- und Wasserkraft und ganz besonders Solar/Photovoltaik-Anlagen lohnen sich hier.
Moderator Martin Sambale, Geschäftsführer des Energie- & Umweltzentrums Allgäu (eza!) und anerkannter Fachmann auf dem Gebiet der lokalen Energieversorgung, übernahm die Moderation. Wobei zunächst die Bürgermeister der Gemeinden darüber berichteten, was schon läuft und was in Planung ist. Ganz unbekannt ist Sambale übrigens nicht im Würmtal. In Gauting wirkte er als Berater fürs Energiekonzept mit.
Politik hinkt hinterher
Die Gautinger Bürgermeisterin Brigitte Kössinger machte den Anfang. Ab der Heizperiode im Winter 2025/ 26 können die ersten Haushalte in Gauting West aus dem interkommunalen Geothermieprojekt auf dem Sonderflughafen Oberpfaffenhofen mit Fernwärme versorgt werden, erklärte sie. Es gebe auch Windkraftinitiativen, die seien aber noch in Prüfung. Auch Krailling prüfe die Windkraft. Zudem habe man die Wärmeversorgung in der KIM, Wasserstoffproduktion und ein Eislager auf dem Tanklagergebiet.
„Wir würden gern energieautark sein“, sagte der Kraillinger Bürgermeister Rudolph Haux. „Im Ortszentrum geht das noch nicht. Aber die KIM ist ein homogenes Gebiet mit einem Hackschnitzelheizkraftwerk und vielen Firmen, die innovativ denken. Dennoch fällt es schwer, die Ideen umzusetzen. Seitens der Politik werden Planungen und Genehmigungen erschwert. Der Anreiz ist einfach nicht da. Da muss sich etwas ändern.“
Haux verwies auf eine Richtlinie der EU, die den kostengünstigen Austausch zwischen Stromerzeugern und Stromabnehmern jenseits der Energieindustrie ermöglichen soll. Diese Richtlinie wartet aber in Deutschland auf die Umsetzung! „Derzeit ist selbst "geschenkte" Energie von so vielen Abgaben belastet, dass sogar das Verschenken zu teuer ist“, so Haux. Das behindere auch die kommunale Zusammenarbeit beim Thema Energie.
Interkommunale Aufgabe
Dem konnten alle Bürgermeister zustimmen. Dennoch unternehme man kleinere Maßnahmen, wie jeder betonte. LED-Straßenbeleuchtung, Photovoltaik (PV) auf Liegenschaften, umfangreiche Fördermaßnahmen für energetische Sanierungen und private PV-Anlagen und mehr. Der Planegger Bürgermeister Hermann Nafziger verwies auf sein Herzensprojekt, die Agri-PV-Anlage, „das ist die Zukunft!“ Leider habe Planegg kein Geothermie-Claim, aber auch die Planegger versuchen sich an Windkraft. Entsprechende Standorte entlang der Autobahn würden geprüft, so Nafziger.
Für den Gräfelfinger Bürgermeister Peter Köstler hat die Gemeinde Vorbildfunktion. PV, Solar, Wasserkraft in Form des kleinen Schachtkraftwerkes an der Krämermühle, Geothermie mit einem potenziellen Erdbeckenwärmespeicher – die Gräfelfinger Projekte decken alle Energiegewinnungsmöglichkeiten ab. „Der Mix macht´s. Wir sollten nicht auf eine Energieform setzen, sondern alle Potenziale ausschöpfen. Und wir sollten uns zusammentun, beim gemeinsamen Handeln wächst die Effizienz.“
„Jetzt muss sich mal was tun!“
Das ist eine klare Sache auch für Neurieds Bürgermeister Harald Zipfel. „Da muss keiner das Rad neu erfinden“, sagte der gelernte Energieberater Zipfel. „Seit 25 Jahren reden wir nun schon davon, dass die Energiewende kommen muss. Jetzt muss sich mal was tun“, meinte er ungeduldig. Seine klamme Kommune habe auf Studenten als Energiekonzeptentwickler zurückgegriffen. „Das hat allen Spaß gemacht und ist die Arbeitsgrundlage für uns seit sechs Jahren.“
Als sichtbares Zeichen und Ansprechpartner für alle fungiere dritter Bürgermeister Dieter Maier als Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsreferent. Im Übrigen setze Neuried auf Kooperationen und hat sich mit Pullach, Schäftlarn und Baierbrunn in Sachen Windenergie zusammengetan. Fürs neue Gewerbegebiet auf dem Hettlage-Grundstück habe er eine Fernwärme-Versorgung über die nahen Stadtwerke München (SWM) beantragt, aber: Seit fünf Jahren seien die „behäbigen“ SWM nicht in der Lage, ihm ein Angebot zu machen.
Wenn jeder Solarpanels auf dem Dach hätte …
Auch zur Solartechnik hat der Energieberater auf dem Rathauschefsessel eine Meinung. „Wenn jeder etwas auf dem Dach hätte, bräuchten wir gar nicht soviel Leistung“, so Zipfel. „Das sage ich schon seit 25 Jahren.“
Die nachfolgende Expertenrunde vertiefte die verschiedenen Projekte in den Gemeinden noch. Zum Beispiel berichtete die Gautinger Bürgermeisterin Brigitte Kössinger von der Silenos Energy Geothermie Interkommunal – eine Kooperation mit Gilching und Weßling für innovative Energieversorgung durch Fernwärme aus Tiefengeothermie beim Sonderflughafen Oberpfaffenhofen. „In 2800 Meter Tiefe erwarten wir bis zu 100 Grad heißes Thermalwasser, mit dem wir Kunden in Gauting und Gilching beliefern können“, so Jakob Sommer, Projektleiter der Silenos Energy.
Zu wenig?
Und der Gautinger Andreas Lederle, Geschäftsführer der Erdwärme Grünwald, fasste das Ziel ins Auge: „In Grünwald und Unterhaching lebt ein Großteil der Bürgerschaft seit einer Dekade mit Geothermie CO2-neutral.“ Soweit sind wir im Würmtal noch nicht, aber die Gräfelfinger werden 2024 den "unterirdischen Warmwasserspeicher" anbohren. Die Gautinger wollen in vier Jahren bereits Fernwärme liefern.
Für die Organisatoren vom Grünzug-Netzwerk Würmtal e.V. waren die Ausführungen der Bürgermeister zwar „interessant, aber wenig innovativ“, meinte Joachim Bender von Grünzug-Netzwerk. „Die Erwartungen unsererseits und aus dem Publikum waren enorm hoch. Das ist kein Wunder in der heutigen Zeit. Aber enttäuschender Weise kam wenig Visionäres und Konkretes zur Sprache. Gerademal die Neurieder sind pfiffig. Man muss sagen, dass die Würmtal-Gemeinden eher hinten dran als vorneweg sind.“
Wenig konkret?
Dass einige Fortschritte dem Beschleuniger der regenerativen Energien, Wladimir Putin, zu verdanken sind, wollen wir nicht in Abrede stellen. Aber das millionenschwere Projekte, wie z.B. die geplanten Geothermieprojekte, gut durchdacht und geplant sein müssen ist auch klar. Glücklicherweise haben Gauting und Gräfelfing Zugriff auf Claims für Geothermie auf Gemeindegrund. Windkraft war für die Bayrische Staatsregierung bis vor kurzem noch ein Reizwort und auch bei vielen Würmtalern arg verpönt. Außerdem kennen wir von der auch im Kupferhaus stattgefundenen "Informationsveranstaltung der Firma Glück zum Recycling-Projekt" die Devise von manchem grün angehauchten Würmtaler "aber nicht bei uns!".
Redaktion Unser Würmtal