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Theater | | von Unser Würmtal
Anfangs ist der Glaube an ein baldiges Weiterkommen noch da. (Foto: Unser Würmtal)
Anfangs ist der Glaube an ein baldiges Weiterkommen noch da. (Foto: Unser Würmtal)

Fröhliches Bahnchaos in Neuried

„Es fährt kein Zug nach irgendwo“ - ein heiteres Stück der Neurieder Theaterei über die Deutsche Bahn

Die Neurieder Theaterei führt in diesem Jahr ein heiteres Stück über die Deutsche Bahn auf, in dem nicht nur dem Bahnreisenden sehr viel bekannt vorkommen dürfte. Die Fahrgäste, ähm pardon, die Zuschauer werden auf leichte und beschwingte Weise mit einem aktuellen Thema unterhalten und vielleicht sogar für den letzten Zugausfall oder die eine oder andre Verspätung entschädigt.

Kennen Sie den „Bahnkomplott“? Er lautet folgendermaßen: Der Staat will nicht, dass die Deutsche Bahn pünktlich fährt. Stattdessen möchte er in ihr ein Feinbild aufbauen, das der deutsche Bürger anklagen an. Damit wollen die Politiker von ihrem eigenen Versagen ablenken. Das jedenfalls meint Hubert, der mit sechs anderen Fahrgästen an einem windigen Abend auf dem heruntergekommenen Bahnhof von Einöd landet. Hier gibt es nichts, keinen Ticketschalter, keine Bahnmitarbeiter, keinen Kiosk, ja noch nicht einmal Toiletten. Hubert (gespielt von Alexander Vielberth) ist ein Verschwörungstheorektiker, der lauter absurde Dinge über die Deutsche Bahn glaubt. Blickt man auf die vergangene Woche in Berlin zurück, klingt Huberts „Bahnkomplott“ aber gar nicht mal mehr so schräg, wirkt fast schon plausibel.

Winnie Abels Theaterstürk „Es geht kein Zug nach irgendwo“ strotzt nur so von Bezügen zum realen Wahnsinn. Mit Verschwörungstheoretiker Hubert auf dem Bahnhof sind noch sechs weitere Fahrgäste gelandet: Siegfried Sieg (Michael Schiffers), der schon etwas in die Jahre gekommene, egozentrische und völlig überdrehte Motivationstrainer, der glaubt mit kraftvollen Sprüchen den Zug herbeizitieren zu können; die gestresste Victoria (Heike Witte), eine nervöse Geschäftsfrau, die unbedingt an diesem Abend einen Termin wahrnehmen möchte, um den Deal ihres Lebens zu machen; Bärbel (Steffi Nikella), Larissa (Maren Goerge) und Theo (Andreas Wenzel), allesamt Mitglieder eines trinkfreudigen Kegelvereins und in pinkfarbenen T-Shirts mit der Aufschrift „Pegelclub“ gekleidet sowie die amerikanische Rucksacktouristin Stacy (Isabelle Kreusch), die Einöd für München hält und von allem und jedem in „Germany“ begeistert ist.

Auf dem verlassenen Bahnhof machen die gestrandeten Reisenden Bekanntschaft mit Roxy. (Foto: Unser Würmtal)
Auf dem verlassenen Bahnhof machen die gestrandeten Reisenden Bekanntschaft mit Roxy. (Foto: Unser Würmtal)

Alle sieben, so verschieden sie auch sind, verzweifeln mehr und mehr je länger sie sich die Zeit auf dem verlassenen Bahnhof vertreiben müssen, so ganz ohne Wlan, so ganz abgeschieden von der Welt. Ihr ICE ist wegen Triebwerkschaden aus dem Verkehr gezogen worden, die Abfahrt des Anschlusszugs verschiebt sich „auf unbestimmte Zeit“. Selbst Motivationstrainer Siegfried ist irgendwann einmal so weit, dass er „verdammte Scheiße“ ausruft. Nur die Obdachlose Roxy (Gabi Kreusch), die auf dem Bahnhof Ihr Schlaflager aufgeschlagen hat, hat die Ruhe weg und versucht vor allem Victoria runterzubringen. Besonders aufgeschreckt wird die Gruppe als sie von einer Polizistin (Deborah Giebel) vernimmt, dass im Zug ein Psychopath bzw. eine Psychopathin gewesen sein soll und sich diese Person nun unter ihnen befindet. Angst und gegenseitiges Misstrauen kommen auf.

Aber Winnie Abels Stück ist kein Kriminalstück oder Thriller, sondern eine auf leichten Füßen daher kommende Komödie, die alles von der Deutschen Bahn aufs Korn nimmt, was jedem wohl bekannt sein dürfte, der in den letzten Jahren Zug gefahren ist. Vor allem die regelmäßig durchgegebenen Lautsprecherdurchsagen scheinen wie Mitschnitte realer Bahnfahrten zu sein und sorgen immer wieder für Pointen: So stellt die Entschuldigung dafür, dass das WLan ausgefallen ist, gleichzeitig auch die Aufforderung zu Beginn des Stücks dar, die Handys auszuschalten. Nachdem einige der gestrandeten Passagiere heimlich Theos Koffer nach einem bestimmten Kleidungsstück durchsuchen, erfolgt die Durchsage mit der Bitte, man solle sein Gepäck nicht unbeaufsichtigt lassen. Und immer wieder ertönt: „Wir danken Ihnen für ihre Reise mit der Deutschen Bahn“.

Oben auf der Leiter ist der Handyempfang besser, zumindest für kurze Zeit. (Foto: Unser Würmtal)
Oben auf der Leiter ist der Handyempfang besser, zumindest für kurze Zeit. (Foto: Unser Würmtal)

Die Neurieder Theaterei verwandelt den Pfarrsaal der Kirchengemeinde St. Nikolaus in einen vollbesetzten Zug und dann in einen verlassenen Bahnhof. Die Kulissen sind wunderbar gestaltet, man spürt schon fast den Wind um die Ecke sausen. Ein schriller Pfiff ertönt anstelle des Theatergongs und die Zuschauer im Saal, die nicht nur auf Stühlen sitzen, sondern auch an Tischen, sind die Fahrgäste, unter denen die Reisenden zu Beginn ihre Sitzplätze suchen.

Regisseurin Isabelle Kreusch gelingt es, gemeinsam mit ihren Darstellern eine stimmige, leicht morbide und doch heitere Atmosphäre zu inszenieren. Die Schauspieler sind ihrem Typ passend ausgewählt. Wie es oft auf Laienbühnen der Fall ist, spielen die einen so gut, dass man ihnen kaum glauben möchte, dass sie nicht identisch mit ihrer Figur sind, während andere den Text hin und wieder doch etwas runterleiern, aber das Niveau ist insgesamt angenehm hoch. Es macht auch nichts, dass die Witze und komischen Wendungen in Winnie Abels Stück mal gelungen, manchmal aber auch vorhersehbar oder eher an den Haaren herbeigezogen sind, und auch nicht dass die Figuren aus ihren Klischees nicht herauskommen. Denn die Komödie bietet fröhliche Unterhaltung, ohne schwer im Magen liegenden Tiefgang. Das Publikum ist durchweg amüsiert und verbringt einen beschwingten Abend, der sie aus den Schwierigkeiten des Alltags ein wenig rausreißt, ohne dabei zu verleugnen, dass da draußen nicht alles in Ordnung ist.

Bemerkenswert ist die professionelle Technik, für die Johannes Kirchner verantwortlich ist. Das Publikum wird an den Tischen von der Pfarrjugend fürsorglich mit Speis und Trank versorgt, dabei gibt es nicht wie im Theater üblich, nur kleine Snacks, sondern auch warme Hauptgerichte. Die Einnahmen aus den Eintrittspreisen (13 Euro Erwachsene / 10 Euro bis 16 Jahre) kommt den „Helfenden Händen“ zugute, einer Organisation, die Menschen mit Mehrfachbehinderungen unterstützt. Wer sich das Stück ansehen möchte, muss sich allerdings sputen, da schon einige Vorstellungen ausverkauft sind. Karten gibt es beim Schreibwaren-Bürobedarf Stucken in Neuried oder an der Abendkasse.

Weitere Temrine sind: 15.11. / 16.11. / 22.11. / 23.11. Beginn ist jeweils um 20 Uhr.

Redaktion Unser Würmtal / aw

 

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„Es fährt kein Zug nach irgendwo“ - ein heiteres Stück der Neurieder Theaterei über die Deutsche Bahn

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Die Neurieder Theaterei führt in diesem Jahr ein heiteres Stück über die Deutsche Bahn auf, in dem nicht nur dem Bahnreisenden sehr viel bekannt vorkommen dürfte. Die Fahrgäste, ähm pardon, die Zuschauer werden auf leichte und beschwingte Weise mit einem aktuellen Thema unterhalten und vielleicht sogar für den letzten Zugausfall oder die eine oder andre Verspätung entschädigt.

Kennen Sie den „Bahnkomplott“? Er lautet folgendermaßen: Der Staat will nicht, dass die Deutsche Bahn pünktlich fährt. Stattdessen möchte er in ihr ein Feinbild aufbauen, das der deutsche Bürger anklagen an. Damit wollen die Politiker von ihrem eigenen Versagen ablenken. Das jedenfalls meint Hubert, der mit sechs anderen Fahrgästen an einem windigen Abend auf dem heruntergekommenen Bahnhof von Einöd landet. Hier gibt es nichts, keinen Ticketschalter, keine Bahnmitarbeiter, keinen Kiosk, ja noch nicht einmal Toiletten. Hubert (gespielt von Alexander Vielberth) ist ein Verschwörungstheorektiker, der lauter absurde Dinge über die Deutsche Bahn glaubt. Blickt man auf die vergangene Woche in Berlin zurück, klingt Huberts „Bahnkomplott“ aber gar nicht mal mehr so schräg, wirkt fast schon plausibel.

Winnie Abels Theaterstürk „Es geht kein Zug nach irgendwo“ strotzt nur so von Bezügen zum realen Wahnsinn. Mit Verschwörungstheoretiker Hubert auf dem Bahnhof sind noch sechs weitere Fahrgäste gelandet: Siegfried Sieg (Michael Schiffers), der schon etwas in die Jahre gekommene, egozentrische und völlig überdrehte Motivationstrainer, der glaubt mit kraftvollen Sprüchen den Zug herbeizitieren zu können; die gestresste Victoria (Heike Witte), eine nervöse Geschäftsfrau, die unbedingt an diesem Abend einen Termin wahrnehmen möchte, um den Deal ihres Lebens zu machen; Bärbel (Steffi Nikella), Larissa (Maren Goerge) und Theo (Andreas Wenzel), allesamt Mitglieder eines trinkfreudigen Kegelvereins und in pinkfarbenen T-Shirts mit der Aufschrift „Pegelclub“ gekleidet sowie die amerikanische Rucksacktouristin Stacy (Isabelle Kreusch), die Einöd für München hält und von allem und jedem in „Germany“ begeistert ist.

Auf dem verlassenen Bahnhof machen die gestrandeten Reisenden Bekanntschaft mit Roxy. (Foto: Unser Würmtal)
Auf dem verlassenen Bahnhof machen die gestrandeten Reisenden Bekanntschaft mit Roxy. (Foto: Unser Würmtal)

Alle sieben, so verschieden sie auch sind, verzweifeln mehr und mehr je länger sie sich die Zeit auf dem verlassenen Bahnhof vertreiben müssen, so ganz ohne Wlan, so ganz abgeschieden von der Welt. Ihr ICE ist wegen Triebwerkschaden aus dem Verkehr gezogen worden, die Abfahrt des Anschlusszugs verschiebt sich „auf unbestimmte Zeit“. Selbst Motivationstrainer Siegfried ist irgendwann einmal so weit, dass er „verdammte Scheiße“ ausruft. Nur die Obdachlose Roxy (Gabi Kreusch), die auf dem Bahnhof Ihr Schlaflager aufgeschlagen hat, hat die Ruhe weg und versucht vor allem Victoria runterzubringen. Besonders aufgeschreckt wird die Gruppe als sie von einer Polizistin (Deborah Giebel) vernimmt, dass im Zug ein Psychopath bzw. eine Psychopathin gewesen sein soll und sich diese Person nun unter ihnen befindet. Angst und gegenseitiges Misstrauen kommen auf.

Aber Winnie Abels Stück ist kein Kriminalstück oder Thriller, sondern eine auf leichten Füßen daher kommende Komödie, die alles von der Deutschen Bahn aufs Korn nimmt, was jedem wohl bekannt sein dürfte, der in den letzten Jahren Zug gefahren ist. Vor allem die regelmäßig durchgegebenen Lautsprecherdurchsagen scheinen wie Mitschnitte realer Bahnfahrten zu sein und sorgen immer wieder für Pointen: So stellt die Entschuldigung dafür, dass das WLan ausgefallen ist, gleichzeitig auch die Aufforderung zu Beginn des Stücks dar, die Handys auszuschalten. Nachdem einige der gestrandeten Passagiere heimlich Theos Koffer nach einem bestimmten Kleidungsstück durchsuchen, erfolgt die Durchsage mit der Bitte, man solle sein Gepäck nicht unbeaufsichtigt lassen. Und immer wieder ertönt: „Wir danken Ihnen für ihre Reise mit der Deutschen Bahn“.

Oben auf der Leiter ist der Handyempfang besser, zumindest für kurze Zeit. (Foto: Unser Würmtal)
Oben auf der Leiter ist der Handyempfang besser, zumindest für kurze Zeit. (Foto: Unser Würmtal)

Die Neurieder Theaterei verwandelt den Pfarrsaal der Kirchengemeinde St. Nikolaus in einen vollbesetzten Zug und dann in einen verlassenen Bahnhof. Die Kulissen sind wunderbar gestaltet, man spürt schon fast den Wind um die Ecke sausen. Ein schriller Pfiff ertönt anstelle des Theatergongs und die Zuschauer im Saal, die nicht nur auf Stühlen sitzen, sondern auch an Tischen, sind die Fahrgäste, unter denen die Reisenden zu Beginn ihre Sitzplätze suchen.

Regisseurin Isabelle Kreusch gelingt es, gemeinsam mit ihren Darstellern eine stimmige, leicht morbide und doch heitere Atmosphäre zu inszenieren. Die Schauspieler sind ihrem Typ passend ausgewählt. Wie es oft auf Laienbühnen der Fall ist, spielen die einen so gut, dass man ihnen kaum glauben möchte, dass sie nicht identisch mit ihrer Figur sind, während andere den Text hin und wieder doch etwas runterleiern, aber das Niveau ist insgesamt angenehm hoch. Es macht auch nichts, dass die Witze und komischen Wendungen in Winnie Abels Stück mal gelungen, manchmal aber auch vorhersehbar oder eher an den Haaren herbeigezogen sind, und auch nicht dass die Figuren aus ihren Klischees nicht herauskommen. Denn die Komödie bietet fröhliche Unterhaltung, ohne schwer im Magen liegenden Tiefgang. Das Publikum ist durchweg amüsiert und verbringt einen beschwingten Abend, der sie aus den Schwierigkeiten des Alltags ein wenig rausreißt, ohne dabei zu verleugnen, dass da draußen nicht alles in Ordnung ist.

Bemerkenswert ist die professionelle Technik, für die Johannes Kirchner verantwortlich ist. Das Publikum wird an den Tischen von der Pfarrjugend fürsorglich mit Speis und Trank versorgt, dabei gibt es nicht wie im Theater üblich, nur kleine Snacks, sondern auch warme Hauptgerichte. Die Einnahmen aus den Eintrittspreisen (13 Euro Erwachsene / 10 Euro bis 16 Jahre) kommt den „Helfenden Händen“ zugute, einer Organisation, die Menschen mit Mehrfachbehinderungen unterstützt. Wer sich das Stück ansehen möchte, muss sich allerdings sputen, da schon einige Vorstellungen ausverkauft sind. Karten gibt es beim Schreibwaren-Bürobedarf Stucken in Neuried oder an der Abendkasse.

Weitere Temrine sind: 15.11. / 16.11. / 22.11. / 23.11. Beginn ist jeweils um 20 Uhr.

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