So geht Nachhaltigkeit!
Am 18. Juli 2022 wurde in Gräfelfing ein Weg aufgezeigt, wie die Energiewende mittels Geothermie, Solarenergie und weiterer Wärmequellen machbar ist.
Mehrere Szenarien wurden vom Stuttgarter Institut für Gebäudeenergetik, Thermotechnik und Energiespeicherung (IGTE) untersucht. Dabei ging es in erster Linie um verschiedene Ausbaustufen. Letztendlich wurde klar, je mehr Abnehmer die Fernwärme nutzen, umso günstiger werden die Preise.
Es wurden verschiedene Ausbaustufen vorgestellt und diskutiert - auch mit und ohne Erdwärmespeicher. Das anspruchsvolle Thema verlangte den über 50 Zuhörern im Gräfelfinger Bürgerhaus einiges an Konzentration und Verständnis ab.
Das Projekt erfordert erhebliche Investitionen. In einer ersten Ausbaustufe werden über 50 Mio Euro veranschlagt. Vor allem die Bohrung zur Nutzung der Geothermie ist mit über 20 Mio Euro sehr teuer. Aber erst nach Abschluss der Bohrung wird klar werden, wie leistungsfähig der Gräfelfinger Claim ist.
Erstmal abwarten
So lange nicht klar ist, wie leistungsfähig der Geothermieanteil am Gesamtprojekt "Nahwärmenetz" ist, stehen Entscheidungsträger aus Planegg dem Projekt Nahwärmenetz skeptisch gegenüber. Der vortragende Dr. Harald Drück vom IGTE vertrat allerdings den Standpunkt, dass ein Nahwärmenetz zum Erreichen der Klimaziele unabdingbar sei.
Die Grüne Gruppe 21 aus Planegg und die Gräfelfinger Grünen hatten die Untersuchung eines Erdbecken-Wärmespeichers in der vorhandenen Kiesgrube der Firma Glück zwischen Martinsried und Gräfelfing initiiert.
Dr. Herbert Stepp äußert sich umfangreich und positiv zum Ergebnis der Untersuchungen der Stuttgarter Institut für Gebäudeenergetik, Thermotechnik und Energiespeicherung (IGTE).
Ungekürztes Statement
In Gräfelfing wurde gezeigt, wie man sich aus der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern mittelfristig befreien kann. Das Stuttgarter Institut für Gebäudeenergetik, Thermotechnik und Energiespeicherung (IGTE) hat vorgestellt, wie man Geothermie, Solarenergie, Biogas-HKW und weitere kleinere Wärmequellen (Industrieabwärme z.B.) zur Deckung des Wärmebedarfs optimal einsetzen kann. Dazu wird ein Nahwärmenetz benötigt, das zum Teil schon vorhanden ist (im mituntersuchten Planegger Ortsteil Martinsried), zum Teil natürlich neu installiert werden muss.
Wärmespeicher sinnvoll
Als sinnvoll hat sich im größeren der beiden untersuchten Szenarien auch der Bau eines großen saisonalen Wärmespeichers nach dänischem Vorbild herausgestellt. Dieser könnte in der offenen Kiesgrube zwischen der Glück-Siedlung in Gräfelfing und Martinsried installiert werden. Er würde im Sommerhalbjahr nicht benötigte Wärme aus der Geothermie und ggf. Solarthermie aufnehmen und im Winterhalbjahr zur Unterstützung der dann nicht ausreichenden Geothermieleistung wieder abgeben.
Die räumlichen Bedingungen sind günstig: Die 15 m tiefe Kiesgrube liegt zentral zwischen beiden Gemeinden und benötigt nur minimale Erdarbeiten, um den Wärmespeicher aufzunehmen. Freiflächen für die Errichtung von Solarthermie- oder Solarstrom-Anlagen befinden sich in 1- 2 km Entfernung und sind bereits mit einem unterirdischen Tunnel mit der Grube verbunden. Mit dem bestehenden Fernwärmenetz in Martinsried wären bereits viele Abnehmer mit nur minimalem Aufwand direkt anbindbar.
Mit diesem Szenario ließe sich ein Wärmebedarf von 83 GWh (Gigawattstunden, 1 GWh = 1 Mio kWh) pro Jahr decken. 60 GWh würde die Geothermie beisteuern, 20 GWh kämen von der Solarthermie, für die 17 ha Fläche in Ansatz gestellt wurden. Es ist gut möglich, dass die Geothermie mehr Wärme liefert, denn es wurde zur Sicherheit mit einem eher konservativen Ansatz gerechnet.
Niedrige Wärmepreise
Wenn sich also ein besseres Ergebnis einstellen sollte, würden sich die doch erheblichen Investitionen in eine Geothermie-Bohrung (48 Mio Euro „schlüsselfertig“) besser rechnen und zu einem niedrigeren Wärmepreis führen. Schon die konservativen Berechnungen zeigen, dass in diesem Szenario ein attraktiver Wärmepreis erzielbar wäre. Wichtiger als ein niedriger Wärmepreis ist aber der Klimaschutzbeitrag, der geleistet wird. Dieser beträgt in diesem Szenario jährlich ca. 10.000 Tonnen CO2-Äquivalente. Bezogen auf die ca. 14.000 Einwohner Gräfelfings (19.000 mit Martinsried) immerhin gut 700 kg (gut 500 kg mit Martinsried) pro Einwohner, entsprechend ca. 4400 km (3200 km) PKW-Fahrt.
Das Stuttgarter Institut berechnete viele Untervarianten zu diesen beiden Leitszenarien, alleine 5 verschiedene für das größere Leitszenario. In ihrem Fazit empfehlen die Gutachter neben der Geothermienutzung den Bau eines großen Erdbeckenwärmespeichers mit Wärmepumpe, Solarthermie auf 17 ha Grundfläche und als Redundanz (sozusagen „Notwärmeaggregat“ bei Ausfall der Geothermie- pumpe) einen Erdgas-Kessel. Dazu würden in dieser Ausbaustufe ca. 45 km Wärmenetz neu verlegt werden. „Der Aufbau eines Wärmenetzes ist in jedem Fall sinnvoll, das steht außer Frage“ antwortete Dr. Drück vom IGTE auf eine entsprechende Frage aus dem Publikum.
Eniergiewende Chefsache
Weil sich die Gemeinde Planegg mehrheitlich gegen eine Beteiligung an dieser Machbarkeitsstudie ausgesprochen hatte, wurde der Wärmebedarf und Ausbauszenarien in Planegg nicht berücksichtigt mit Ausnahme Martinsrieds, weil dort das Wärmenetz ja schon existiert. Angesichts des ermutigenden Ergebnisses der Machbarkeitsstudie für Gräfelfing wird jetzt sicher auch Planegg eine Ergänzung beauftragen. Ein entsprechender Antrag liegt vor und Bürgermeister Nafziger hat die Energiewende in Planegg ja auch schon zur „Chefsache“ erklärt.
Wenn man den Gesamtwärmebedarf für die beiden Gemeinden Gräfelfing und Planegg betrachtet, sieht man die Dimension der Aufgabe. Es leben ja nicht nur 25.000 Menschen in diesen beiden Gemeinden, sondern es arbeiten auch etwa genausoviele Menschen hier. Hinzuzurechnen wären auch noch die mehreren Tausend Studenten, die jeden Tag die Martinsrieder Universität besuchen.
Alle diese Menschen lösen einen großen Wärmebedarf aus. Dieser wird auf 265 GWh pro Jahr geschätzt. Selbst wenn sich also Geothermie als ergiebiger herausstellen sollte als konservativ angesetzt, die Hände in den Schoß legen kann man also trotzdem nicht. Es gilt, weitere Wärmequellen zu erschließen, zum Beispiel die Abwärme aus den Rechenzentren der Forschungseinrichtungen und die Dächer unserer Gewerbebauten können sicher noch viele Quadratmeter Solarpaneele aufnehmen. Mithelfen muss auch eine Reduktion des Wärmebedarfes durch forcierte Wärmedämmung im Gebäudebestand.
Möglichkeiten begrenzt
Man wird auch das Nahwärmenetz nicht bis in den letzten Winkel der Gemeinden ausbauen können, jedenfalls nicht so schnell, wie es nötig wäre. Abhilfe schafft in diesen Bereichen dann wohl nur der Einsatz von Wärmepumpen bei sehr gut gedämmten Gebäuden sowie der Einsatz von Solarthermie.
Zum Betrieb von Wärmepumpen könnte sich die kürzlich entfachte Diskussion um Windkrafträder eignen. Man muss ja nicht eines zwischen die Häuser stellen, aber eine Beteiligung, ggf. sogar an Offshore-Windanlagen könnte einen günstigen und stabilen Strompreis für alle garantieren helfen.
Mit der am 18.7. 2022 vorgestellten Machbarkeitsstudie kommt sicher eine Diskussion über die Energieversorgung der Würmtalgemeinden in Gang – allerhöchste Zeit!
Statement von Dr. Herbert Stepp (Grüne Gruppe 21)
So geht Nachhaltigkeit!
Am 18. Juli 2022 wurde in Gräfelfing ein Weg aufgezeigt, wie die Energiewende mittels Geothermie, Solarenergie und weiterer Wärmequellen machbar ist.
Mehrere Szenarien wurden vom Stuttgarter Institut für Gebäudeenergetik, Thermotechnik und Energiespeicherung (IGTE) untersucht. Dabei ging es in erster Linie um verschiedene Ausbaustufen. Letztendlich wurde klar, je mehr Abnehmer die Fernwärme nutzen, umso günstiger werden die Preise.
Es wurden verschiedene Ausbaustufen vorgestellt und diskutiert - auch mit und ohne Erdwärmespeicher. Das anspruchsvolle Thema verlangte den über 50 Zuhörern im Gräfelfinger Bürgerhaus einiges an Konzentration und Verständnis ab.
Das Projekt erfordert erhebliche Investitionen. In einer ersten Ausbaustufe werden über 50 Mio Euro veranschlagt. Vor allem die Bohrung zur Nutzung der Geothermie ist mit über 20 Mio Euro sehr teuer. Aber erst nach Abschluss der Bohrung wird klar werden, wie leistungsfähig der Gräfelfinger Claim ist.
Erstmal abwarten
So lange nicht klar ist, wie leistungsfähig der Geothermieanteil am Gesamtprojekt "Nahwärmenetz" ist, stehen Entscheidungsträger aus Planegg dem Projekt Nahwärmenetz skeptisch gegenüber. Der vortragende Dr. Harald Drück vom IGTE vertrat allerdings den Standpunkt, dass ein Nahwärmenetz zum Erreichen der Klimaziele unabdingbar sei.
Die Grüne Gruppe 21 aus Planegg und die Gräfelfinger Grünen hatten die Untersuchung eines Erdbecken-Wärmespeichers in der vorhandenen Kiesgrube der Firma Glück zwischen Martinsried und Gräfelfing initiiert.
Dr. Herbert Stepp äußert sich umfangreich und positiv zum Ergebnis der Untersuchungen der Stuttgarter Institut für Gebäudeenergetik, Thermotechnik und Energiespeicherung (IGTE).
Ungekürztes Statement
In Gräfelfing wurde gezeigt, wie man sich aus der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern mittelfristig befreien kann. Das Stuttgarter Institut für Gebäudeenergetik, Thermotechnik und Energiespeicherung (IGTE) hat vorgestellt, wie man Geothermie, Solarenergie, Biogas-HKW und weitere kleinere Wärmequellen (Industrieabwärme z.B.) zur Deckung des Wärmebedarfs optimal einsetzen kann. Dazu wird ein Nahwärmenetz benötigt, das zum Teil schon vorhanden ist (im mituntersuchten Planegger Ortsteil Martinsried), zum Teil natürlich neu installiert werden muss.
Wärmespeicher sinnvoll
Als sinnvoll hat sich im größeren der beiden untersuchten Szenarien auch der Bau eines großen saisonalen Wärmespeichers nach dänischem Vorbild herausgestellt. Dieser könnte in der offenen Kiesgrube zwischen der Glück-Siedlung in Gräfelfing und Martinsried installiert werden. Er würde im Sommerhalbjahr nicht benötigte Wärme aus der Geothermie und ggf. Solarthermie aufnehmen und im Winterhalbjahr zur Unterstützung der dann nicht ausreichenden Geothermieleistung wieder abgeben.
Die räumlichen Bedingungen sind günstig: Die 15 m tiefe Kiesgrube liegt zentral zwischen beiden Gemeinden und benötigt nur minimale Erdarbeiten, um den Wärmespeicher aufzunehmen. Freiflächen für die Errichtung von Solarthermie- oder Solarstrom-Anlagen befinden sich in 1- 2 km Entfernung und sind bereits mit einem unterirdischen Tunnel mit der Grube verbunden. Mit dem bestehenden Fernwärmenetz in Martinsried wären bereits viele Abnehmer mit nur minimalem Aufwand direkt anbindbar.
Mit diesem Szenario ließe sich ein Wärmebedarf von 83 GWh (Gigawattstunden, 1 GWh = 1 Mio kWh) pro Jahr decken. 60 GWh würde die Geothermie beisteuern, 20 GWh kämen von der Solarthermie, für die 17 ha Fläche in Ansatz gestellt wurden. Es ist gut möglich, dass die Geothermie mehr Wärme liefert, denn es wurde zur Sicherheit mit einem eher konservativen Ansatz gerechnet.
Niedrige Wärmepreise
Wenn sich also ein besseres Ergebnis einstellen sollte, würden sich die doch erheblichen Investitionen in eine Geothermie-Bohrung (48 Mio Euro „schlüsselfertig“) besser rechnen und zu einem niedrigeren Wärmepreis führen. Schon die konservativen Berechnungen zeigen, dass in diesem Szenario ein attraktiver Wärmepreis erzielbar wäre. Wichtiger als ein niedriger Wärmepreis ist aber der Klimaschutzbeitrag, der geleistet wird. Dieser beträgt in diesem Szenario jährlich ca. 10.000 Tonnen CO2-Äquivalente. Bezogen auf die ca. 14.000 Einwohner Gräfelfings (19.000 mit Martinsried) immerhin gut 700 kg (gut 500 kg mit Martinsried) pro Einwohner, entsprechend ca. 4400 km (3200 km) PKW-Fahrt.
Das Stuttgarter Institut berechnete viele Untervarianten zu diesen beiden Leitszenarien, alleine 5 verschiedene für das größere Leitszenario. In ihrem Fazit empfehlen die Gutachter neben der Geothermienutzung den Bau eines großen Erdbeckenwärmespeichers mit Wärmepumpe, Solarthermie auf 17 ha Grundfläche und als Redundanz (sozusagen „Notwärmeaggregat“ bei Ausfall der Geothermie- pumpe) einen Erdgas-Kessel. Dazu würden in dieser Ausbaustufe ca. 45 km Wärmenetz neu verlegt werden. „Der Aufbau eines Wärmenetzes ist in jedem Fall sinnvoll, das steht außer Frage“ antwortete Dr. Drück vom IGTE auf eine entsprechende Frage aus dem Publikum.
Eniergiewende Chefsache
Weil sich die Gemeinde Planegg mehrheitlich gegen eine Beteiligung an dieser Machbarkeitsstudie ausgesprochen hatte, wurde der Wärmebedarf und Ausbauszenarien in Planegg nicht berücksichtigt mit Ausnahme Martinsrieds, weil dort das Wärmenetz ja schon existiert. Angesichts des ermutigenden Ergebnisses der Machbarkeitsstudie für Gräfelfing wird jetzt sicher auch Planegg eine Ergänzung beauftragen. Ein entsprechender Antrag liegt vor und Bürgermeister Nafziger hat die Energiewende in Planegg ja auch schon zur „Chefsache“ erklärt.
Wenn man den Gesamtwärmebedarf für die beiden Gemeinden Gräfelfing und Planegg betrachtet, sieht man die Dimension der Aufgabe. Es leben ja nicht nur 25.000 Menschen in diesen beiden Gemeinden, sondern es arbeiten auch etwa genausoviele Menschen hier. Hinzuzurechnen wären auch noch die mehreren Tausend Studenten, die jeden Tag die Martinsrieder Universität besuchen.
Alle diese Menschen lösen einen großen Wärmebedarf aus. Dieser wird auf 265 GWh pro Jahr geschätzt. Selbst wenn sich also Geothermie als ergiebiger herausstellen sollte als konservativ angesetzt, die Hände in den Schoß legen kann man also trotzdem nicht. Es gilt, weitere Wärmequellen zu erschließen, zum Beispiel die Abwärme aus den Rechenzentren der Forschungseinrichtungen und die Dächer unserer Gewerbebauten können sicher noch viele Quadratmeter Solarpaneele aufnehmen. Mithelfen muss auch eine Reduktion des Wärmebedarfes durch forcierte Wärmedämmung im Gebäudebestand.
Möglichkeiten begrenzt
Man wird auch das Nahwärmenetz nicht bis in den letzten Winkel der Gemeinden ausbauen können, jedenfalls nicht so schnell, wie es nötig wäre. Abhilfe schafft in diesen Bereichen dann wohl nur der Einsatz von Wärmepumpen bei sehr gut gedämmten Gebäuden sowie der Einsatz von Solarthermie.
Zum Betrieb von Wärmepumpen könnte sich die kürzlich entfachte Diskussion um Windkrafträder eignen. Man muss ja nicht eines zwischen die Häuser stellen, aber eine Beteiligung, ggf. sogar an Offshore-Windanlagen könnte einen günstigen und stabilen Strompreis für alle garantieren helfen.
Mit der am 18.7. 2022 vorgestellten Machbarkeitsstudie kommt sicher eine Diskussion über die Energieversorgung der Würmtalgemeinden in Gang – allerhöchste Zeit!
Statement von Dr. Herbert Stepp (Grüne Gruppe 21)
So geht Nachhaltigkeit!
Am 18. Juli 2022 wurde in Gräfelfing ein Weg aufgezeigt, wie die Energiewende mittels Geothermie, Solarenergie und weiterer Wärmequellen machbar ist.
Mehrere Szenarien wurden vom Stuttgarter Institut für Gebäudeenergetik, Thermotechnik und Energiespeicherung (IGTE) untersucht. Dabei ging es in erster Linie um verschiedene Ausbaustufen. Letztendlich wurde klar, je mehr Abnehmer die Fernwärme nutzen, umso günstiger werden die Preise.
Es wurden verschiedene Ausbaustufen vorgestellt und diskutiert - auch mit und ohne Erdwärmespeicher. Das anspruchsvolle Thema verlangte den über 50 Zuhörern im Gräfelfinger Bürgerhaus einiges an Konzentration und Verständnis ab.
Das Projekt erfordert erhebliche Investitionen. In einer ersten Ausbaustufe werden über 50 Mio Euro veranschlagt. Vor allem die Bohrung zur Nutzung der Geothermie ist mit über 20 Mio Euro sehr teuer. Aber erst nach Abschluss der Bohrung wird klar werden, wie leistungsfähig der Gräfelfinger Claim ist.
Erstmal abwarten
So lange nicht klar ist, wie leistungsfähig der Geothermieanteil am Gesamtprojekt "Nahwärmenetz" ist, stehen Entscheidungsträger aus Planegg dem Projekt Nahwärmenetz skeptisch gegenüber. Der vortragende Dr. Harald Drück vom IGTE vertrat allerdings den Standpunkt, dass ein Nahwärmenetz zum Erreichen der Klimaziele unabdingbar sei.
Die Grüne Gruppe 21 aus Planegg und die Gräfelfinger Grünen hatten die Untersuchung eines Erdbecken-Wärmespeichers in der vorhandenen Kiesgrube der Firma Glück zwischen Martinsried und Gräfelfing initiiert.
Dr. Herbert Stepp äußert sich umfangreich und positiv zum Ergebnis der Untersuchungen der Stuttgarter Institut für Gebäudeenergetik, Thermotechnik und Energiespeicherung (IGTE).
Ungekürztes Statement
In Gräfelfing wurde gezeigt, wie man sich aus der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern mittelfristig befreien kann. Das Stuttgarter Institut für Gebäudeenergetik, Thermotechnik und Energiespeicherung (IGTE) hat vorgestellt, wie man Geothermie, Solarenergie, Biogas-HKW und weitere kleinere Wärmequellen (Industrieabwärme z.B.) zur Deckung des Wärmebedarfs optimal einsetzen kann. Dazu wird ein Nahwärmenetz benötigt, das zum Teil schon vorhanden ist (im mituntersuchten Planegger Ortsteil Martinsried), zum Teil natürlich neu installiert werden muss.
Wärmespeicher sinnvoll
Als sinnvoll hat sich im größeren der beiden untersuchten Szenarien auch der Bau eines großen saisonalen Wärmespeichers nach dänischem Vorbild herausgestellt. Dieser könnte in der offenen Kiesgrube zwischen der Glück-Siedlung in Gräfelfing und Martinsried installiert werden. Er würde im Sommerhalbjahr nicht benötigte Wärme aus der Geothermie und ggf. Solarthermie aufnehmen und im Winterhalbjahr zur Unterstützung der dann nicht ausreichenden Geothermieleistung wieder abgeben.
Die räumlichen Bedingungen sind günstig: Die 15 m tiefe Kiesgrube liegt zentral zwischen beiden Gemeinden und benötigt nur minimale Erdarbeiten, um den Wärmespeicher aufzunehmen. Freiflächen für die Errichtung von Solarthermie- oder Solarstrom-Anlagen befinden sich in 1- 2 km Entfernung und sind bereits mit einem unterirdischen Tunnel mit der Grube verbunden. Mit dem bestehenden Fernwärmenetz in Martinsried wären bereits viele Abnehmer mit nur minimalem Aufwand direkt anbindbar.
Mit diesem Szenario ließe sich ein Wärmebedarf von 83 GWh (Gigawattstunden, 1 GWh = 1 Mio kWh) pro Jahr decken. 60 GWh würde die Geothermie beisteuern, 20 GWh kämen von der Solarthermie, für die 17 ha Fläche in Ansatz gestellt wurden. Es ist gut möglich, dass die Geothermie mehr Wärme liefert, denn es wurde zur Sicherheit mit einem eher konservativen Ansatz gerechnet.
Niedrige Wärmepreise
Wenn sich also ein besseres Ergebnis einstellen sollte, würden sich die doch erheblichen Investitionen in eine Geothermie-Bohrung (48 Mio Euro „schlüsselfertig“) besser rechnen und zu einem niedrigeren Wärmepreis führen. Schon die konservativen Berechnungen zeigen, dass in diesem Szenario ein attraktiver Wärmepreis erzielbar wäre. Wichtiger als ein niedriger Wärmepreis ist aber der Klimaschutzbeitrag, der geleistet wird. Dieser beträgt in diesem Szenario jährlich ca. 10.000 Tonnen CO2-Äquivalente. Bezogen auf die ca. 14.000 Einwohner Gräfelfings (19.000 mit Martinsried) immerhin gut 700 kg (gut 500 kg mit Martinsried) pro Einwohner, entsprechend ca. 4400 km (3200 km) PKW-Fahrt.
Das Stuttgarter Institut berechnete viele Untervarianten zu diesen beiden Leitszenarien, alleine 5 verschiedene für das größere Leitszenario. In ihrem Fazit empfehlen die Gutachter neben der Geothermienutzung den Bau eines großen Erdbeckenwärmespeichers mit Wärmepumpe, Solarthermie auf 17 ha Grundfläche und als Redundanz (sozusagen „Notwärmeaggregat“ bei Ausfall der Geothermie- pumpe) einen Erdgas-Kessel. Dazu würden in dieser Ausbaustufe ca. 45 km Wärmenetz neu verlegt werden. „Der Aufbau eines Wärmenetzes ist in jedem Fall sinnvoll, das steht außer Frage“ antwortete Dr. Drück vom IGTE auf eine entsprechende Frage aus dem Publikum.
Eniergiewende Chefsache
Weil sich die Gemeinde Planegg mehrheitlich gegen eine Beteiligung an dieser Machbarkeitsstudie ausgesprochen hatte, wurde der Wärmebedarf und Ausbauszenarien in Planegg nicht berücksichtigt mit Ausnahme Martinsrieds, weil dort das Wärmenetz ja schon existiert. Angesichts des ermutigenden Ergebnisses der Machbarkeitsstudie für Gräfelfing wird jetzt sicher auch Planegg eine Ergänzung beauftragen. Ein entsprechender Antrag liegt vor und Bürgermeister Nafziger hat die Energiewende in Planegg ja auch schon zur „Chefsache“ erklärt.
Wenn man den Gesamtwärmebedarf für die beiden Gemeinden Gräfelfing und Planegg betrachtet, sieht man die Dimension der Aufgabe. Es leben ja nicht nur 25.000 Menschen in diesen beiden Gemeinden, sondern es arbeiten auch etwa genausoviele Menschen hier. Hinzuzurechnen wären auch noch die mehreren Tausend Studenten, die jeden Tag die Martinsrieder Universität besuchen.
Alle diese Menschen lösen einen großen Wärmebedarf aus. Dieser wird auf 265 GWh pro Jahr geschätzt. Selbst wenn sich also Geothermie als ergiebiger herausstellen sollte als konservativ angesetzt, die Hände in den Schoß legen kann man also trotzdem nicht. Es gilt, weitere Wärmequellen zu erschließen, zum Beispiel die Abwärme aus den Rechenzentren der Forschungseinrichtungen und die Dächer unserer Gewerbebauten können sicher noch viele Quadratmeter Solarpaneele aufnehmen. Mithelfen muss auch eine Reduktion des Wärmebedarfes durch forcierte Wärmedämmung im Gebäudebestand.
Möglichkeiten begrenzt
Man wird auch das Nahwärmenetz nicht bis in den letzten Winkel der Gemeinden ausbauen können, jedenfalls nicht so schnell, wie es nötig wäre. Abhilfe schafft in diesen Bereichen dann wohl nur der Einsatz von Wärmepumpen bei sehr gut gedämmten Gebäuden sowie der Einsatz von Solarthermie.
Zum Betrieb von Wärmepumpen könnte sich die kürzlich entfachte Diskussion um Windkrafträder eignen. Man muss ja nicht eines zwischen die Häuser stellen, aber eine Beteiligung, ggf. sogar an Offshore-Windanlagen könnte einen günstigen und stabilen Strompreis für alle garantieren helfen.
Mit der am 18.7. 2022 vorgestellten Machbarkeitsstudie kommt sicher eine Diskussion über die Energieversorgung der Würmtalgemeinden in Gang – allerhöchste Zeit!
Statement von Dr. Herbert Stepp (Grüne Gruppe 21)