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Christine Wilkening bei der Auslieferung von "Essen auf Rädern" (Foto: Unser Würmtal)
Christine Wilkening bei der Auslieferung von "Essen auf Rädern" (Foto: Unser Würmtal)

Dinner for (n)one im Würmtal?

Seit gut 50 Jahren gibt es Institutionen wie „Essen auf Rädern“ in den Würmtal-Gemeinden

Ein jeder von uns hat eine Vorstellung davon, wie es sein wird, alt zu werden. Mit weißen Haaren sitzen wir in unserem kleinen Häuschen im idyllischen Würmtal, am liebsten mit unserem Herzensmenschen und Wegbegleiter an der Seite und natürlich am besten gesund und munter. Inwieweit wird dieses Bild wohl später einmal der Realität entsprechen? Und was, wenn wir trotz fortgeschrittenem Alter noch recht fit sind, jedoch manche Aufgaben des täglichen Lebens nicht mehr bewältigen können? Den Kindern möchten wir natürlich auch nicht ständig zur Last fallen. Aber deshalb gleich in ein Pflegeheim, obwohl es nur an Kleinigkeiten hapert?

Täglich warme Gerichte

Welch ein Segen für das Würmtal, dass es hierfür seit gut 50 Jahren Institutionen wie „Essen auf Rädern“ gibt. Täglich wird ein warmes 3-Gänge-Menü sowohl im Ernst-Maria-Gunsthaus in Lochham als auch im Evangelischen Alten- und Pflegeheim Planegg zubereitet und Seniorinnen und Senioren, die sich nicht mehr täglich selber mit einer warmen Mahlzeit versorgen können, durch ehrenamtliche Fahrerinnen und Fahrer direkt an die Haustür geliefert. Ein Angebot, das doch ein jeder gerne annehmen würde, wenn man die Gelegenheit dazu bekommt, oder?
Schließlich ist es schon in jungen Jahren täglich eine Herausforderung für einen Singlehaushalt zu kochen, obwohl man internetaffin ist, sich alles liefern lassen könnte, ohne Probleme bei Wind und Wetter zu Fuß einkaufen gehen kann. Aber mit 80 oder 90 Jahren?

Freiwillige gesucht!

Hier stellt sich nun die Frage: Wer bringt mir dann mein Essen? Die bittere Wahrheit: Wenn es so weitergeht, niemand mehr. Essen auf Rädern wird von ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrern ausgeliefert. Niemand wird gezwungen, eine bestimmte Anzahl von Tagen zu fahren oder stundenlang seine freie Zeit im Auto zu verbringen. „Jede Tour umfasst maximal zwölf Haushalte, und die Touren werden von unseren ehrenamtlichen Organisatoren so ausgeklügelt, dass man möglichst kurze Strecken hat. Wer die vorbereiteten Portionen abholt, bekommt eine Liste dazu mit Namen, Adressen und erforderlichen Informationen. Man muss nichts weiter machen als die Liste in der angegebenen Reihenfolge abzufahren und die Mittagessen dort abzuliefern“, erklärt mir Christine Wilkening, seit 2022 die Geschäftsführerin des Evangelischen Diakonievereins Würmtal, zu dem Essen auf Rädern gehört.

Der Selbstversuch

Gesagt, getan. Wir steigen in ihren in die Jahre gekommenen blitzblauen Twingo, im Kofferraum stapeln sich die Lieferboxen, und wir fahren zur ersten Adresse auf der Liste. Ich soll heute das Mittagessen an die Kunden ausliefern. Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, habe ich dabei schon ein kleines, mulmiges Gefühl in mir. Ich habe ein wenig Angst davor, was ich jetzt sehen werde. Ich habe Angst davor, Menschen zu sehen, die nicht so gut in die Jahre gekommen sind, die „nur noch auf den Tod warten“ und mir eine Zukunft aufzeigen, die sich niemand wünscht: alt, krank, hilfsbedürftig, einsam.

Doch zu meiner Überraschung zeigt sich mir dieses Bild ganz und gar nicht. Mir wird an jedem Haus die Tür mit einem Lächeln im Gesicht geöffnet. Die Seniorinnen und Senioren freuen sich, dass ich da bin, obwohl sie mich überhaupt nicht kennen. „Ach, das ist ja schön, dass mal so eine junge Dame kommt wie Sie!“, begrüßt mich eine Dame an der Haustür. An jeder weiteren Haustüre ratsche ich zwei, drei Sätze, und von Tür zu Tür macht es mich glücklicher.

Zwischen den Stationen drängen sich mir immer mehr Fragen auf, aber eine davon ganz besonders: Wenn ich irgendwann in 50 Jahren so alt bin, dass ich selber Essen auf Rädern benötigen würde, wer wird es mir dann bringen? Denn die meisten Fahrerinnen und Fahrer heute sind über 60. Auf der einen Seite finde ich es fantastisch, dass sich so viele Menschen in ihrem Ruhestand ehrenamtlich engagieren und ihre freie Zeit sinnvoll nutzen möchten, um einen wirklich wichtigen und von Herzen kommenden Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. Aber haben wir nicht auch einen unausgesprochenen Generationen-Vertrag, dass sich die Jüngeren um die Älteren kümmern? Natürlich, die Jungen müssen arbeiten, haben vielleicht nicht so viel Zeit übrig. „Es gibt keine bestimmte Anzahl an Tagen, die man als Fahrer oder Fahrerin übernehmen muss“, so Wilkening auf meine Frage, wie oft man denn ausliefern müsste, „Wir haben auch Ehrenamtliche, die ein- oder zweimal im Monat das Essen ausliefern. Über die freuen wir uns genauso wie über diejenigen, die wöchentlich fahren. Es geht nicht darum, wie oft man hilft, sondern darum, es überhaupt zu tun.“

Arbeit überfordert?

Auf meine Frage, warum der „junge Nachwuchs“ bei den Ehrenamtlichen fehlt, sinniert die Geschäftsführerin: „Ich denke, das ist auch ein bisschen ein ‚Generationssache‘, wenn ich an die Zeit meiner Eltern denke. Mein Vater hat gearbeitet und meine Mutter war Hausfrau. Damals war es vollkommen normal für meine Mutter, einen Teil ihrer freien Zeit zu nutzen, um sich ehrenamtlich zu engagieren. Heutzutage arbeiten natürlich in viel mehr Familien beide Eltern, und die wenige freie Zeit wird teilweise für andere Dinge genutzt. Natürlich leistet jeder auf seine Weise einen Beitrag zur Gesellschaft, aber uns alle würde es riesig freuen, wenn der ein oder andere sich dazu entschließen würde, ab und an mal ein Stündchen seiner Zeit für Essen auf Rädern zu nutzen. Schließlich ist ein jeder dankbar für so eine Möglichkeit, wenn er selber irgendwann in die Situation kommt und das nutzen möchte. Man sagt ja ‚Jeden Tag eine Gute Tat‘, es muss ja nicht jeden Tag dieselbe sein…“

Ein gutes Gefühl

Das stimmt. Nach einer knappen Stunde sind wir mit unserer Tour fertig und haben zehn Seniorinnen und Senioren eine Freude gemacht. Ein schönes Gefühl, das ich noch mehr zukünftigen ehrenamtlichen Helfern wünschen würde.

Wer also seinen eh viel zu vollen Terminkalender bereits herausgeholt hat, um nach einer Lücke zu suchen: für Gebiete in Gräfelfing, Lochham und Martinsried kann man sich bei Frau Gabriele Fritz (Tel.: 089-82 02 06 06, Mail: gabriele-fritz@gmx.net) und für Planegg, Krailling und Stockdorf bei Frau Ursula Steigemann (Tel.: 089-85 95 54 9, Mail: ursula@steigemann.de) melden.

Redaktion Unser Würmtal / kv

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Seit gut 50 Jahren gibt es Institutionen wie „Essen auf Rädern“ in den Würmtal-Gemeinden

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Täglich warme Gerichte

Welch ein Segen für das Würmtal, dass es hierfür seit gut 50 Jahren Institutionen wie „Essen auf Rädern“ gibt. Täglich wird ein warmes 3-Gänge-Menü sowohl im Ernst-Maria-Gunsthaus in Lochham als auch im Evangelischen Alten- und Pflegeheim Planegg zubereitet und Seniorinnen und Senioren, die sich nicht mehr täglich selber mit einer warmen Mahlzeit versorgen können, durch ehrenamtliche Fahrerinnen und Fahrer direkt an die Haustür geliefert. Ein Angebot, das doch ein jeder gerne annehmen würde, wenn man die Gelegenheit dazu bekommt, oder?
Schließlich ist es schon in jungen Jahren täglich eine Herausforderung für einen Singlehaushalt zu kochen, obwohl man internetaffin ist, sich alles liefern lassen könnte, ohne Probleme bei Wind und Wetter zu Fuß einkaufen gehen kann. Aber mit 80 oder 90 Jahren?

Freiwillige gesucht!

Hier stellt sich nun die Frage: Wer bringt mir dann mein Essen? Die bittere Wahrheit: Wenn es so weitergeht, niemand mehr. Essen auf Rädern wird von ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrern ausgeliefert. Niemand wird gezwungen, eine bestimmte Anzahl von Tagen zu fahren oder stundenlang seine freie Zeit im Auto zu verbringen. „Jede Tour umfasst maximal zwölf Haushalte, und die Touren werden von unseren ehrenamtlichen Organisatoren so ausgeklügelt, dass man möglichst kurze Strecken hat. Wer die vorbereiteten Portionen abholt, bekommt eine Liste dazu mit Namen, Adressen und erforderlichen Informationen. Man muss nichts weiter machen als die Liste in der angegebenen Reihenfolge abzufahren und die Mittagessen dort abzuliefern“, erklärt mir Christine Wilkening, seit 2022 die Geschäftsführerin des Evangelischen Diakonievereins Würmtal, zu dem Essen auf Rädern gehört.

Der Selbstversuch

Gesagt, getan. Wir steigen in ihren in die Jahre gekommenen blitzblauen Twingo, im Kofferraum stapeln sich die Lieferboxen, und wir fahren zur ersten Adresse auf der Liste. Ich soll heute das Mittagessen an die Kunden ausliefern. Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, habe ich dabei schon ein kleines, mulmiges Gefühl in mir. Ich habe ein wenig Angst davor, was ich jetzt sehen werde. Ich habe Angst davor, Menschen zu sehen, die nicht so gut in die Jahre gekommen sind, die „nur noch auf den Tod warten“ und mir eine Zukunft aufzeigen, die sich niemand wünscht: alt, krank, hilfsbedürftig, einsam.

Doch zu meiner Überraschung zeigt sich mir dieses Bild ganz und gar nicht. Mir wird an jedem Haus die Tür mit einem Lächeln im Gesicht geöffnet. Die Seniorinnen und Senioren freuen sich, dass ich da bin, obwohl sie mich überhaupt nicht kennen. „Ach, das ist ja schön, dass mal so eine junge Dame kommt wie Sie!“, begrüßt mich eine Dame an der Haustür. An jeder weiteren Haustüre ratsche ich zwei, drei Sätze, und von Tür zu Tür macht es mich glücklicher.

Zwischen den Stationen drängen sich mir immer mehr Fragen auf, aber eine davon ganz besonders: Wenn ich irgendwann in 50 Jahren so alt bin, dass ich selber Essen auf Rädern benötigen würde, wer wird es mir dann bringen? Denn die meisten Fahrerinnen und Fahrer heute sind über 60. Auf der einen Seite finde ich es fantastisch, dass sich so viele Menschen in ihrem Ruhestand ehrenamtlich engagieren und ihre freie Zeit sinnvoll nutzen möchten, um einen wirklich wichtigen und von Herzen kommenden Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. Aber haben wir nicht auch einen unausgesprochenen Generationen-Vertrag, dass sich die Jüngeren um die Älteren kümmern? Natürlich, die Jungen müssen arbeiten, haben vielleicht nicht so viel Zeit übrig. „Es gibt keine bestimmte Anzahl an Tagen, die man als Fahrer oder Fahrerin übernehmen muss“, so Wilkening auf meine Frage, wie oft man denn ausliefern müsste, „Wir haben auch Ehrenamtliche, die ein- oder zweimal im Monat das Essen ausliefern. Über die freuen wir uns genauso wie über diejenigen, die wöchentlich fahren. Es geht nicht darum, wie oft man hilft, sondern darum, es überhaupt zu tun.“

Arbeit überfordert?

Auf meine Frage, warum der „junge Nachwuchs“ bei den Ehrenamtlichen fehlt, sinniert die Geschäftsführerin: „Ich denke, das ist auch ein bisschen ein ‚Generationssache‘, wenn ich an die Zeit meiner Eltern denke. Mein Vater hat gearbeitet und meine Mutter war Hausfrau. Damals war es vollkommen normal für meine Mutter, einen Teil ihrer freien Zeit zu nutzen, um sich ehrenamtlich zu engagieren. Heutzutage arbeiten natürlich in viel mehr Familien beide Eltern, und die wenige freie Zeit wird teilweise für andere Dinge genutzt. Natürlich leistet jeder auf seine Weise einen Beitrag zur Gesellschaft, aber uns alle würde es riesig freuen, wenn der ein oder andere sich dazu entschließen würde, ab und an mal ein Stündchen seiner Zeit für Essen auf Rädern zu nutzen. Schließlich ist ein jeder dankbar für so eine Möglichkeit, wenn er selber irgendwann in die Situation kommt und das nutzen möchte. Man sagt ja ‚Jeden Tag eine Gute Tat‘, es muss ja nicht jeden Tag dieselbe sein…“

Ein gutes Gefühl

Das stimmt. Nach einer knappen Stunde sind wir mit unserer Tour fertig und haben zehn Seniorinnen und Senioren eine Freude gemacht. Ein schönes Gefühl, das ich noch mehr zukünftigen ehrenamtlichen Helfern wünschen würde.

Wer also seinen eh viel zu vollen Terminkalender bereits herausgeholt hat, um nach einer Lücke zu suchen: für Gebiete in Gräfelfing, Lochham und Martinsried kann man sich bei Frau Gabriele Fritz (Tel.: 089-82 02 06 06, Mail: gabriele-fritz@gmx.net) und für Planegg, Krailling und Stockdorf bei Frau Ursula Steigemann (Tel.: 089-85 95 54 9, Mail: ursula@steigemann.de) melden.

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