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Verwaltung | | von LK Starnberg
DAM Preis 2023 für den Erweiterungsbau des Landratsamtes Starnberg
v.l.: Heinz Wendl, Projektleiter Dominik Fahr, Daniela Sacher und Professor Fritz Auer von Auer Weber mit Landrat Stefan Frey, Kreiskämmerer Stefan Pilgram und Projektleiter Hans-Michael Lemmer nahmen in Frankfurt den DAM Preis entgegen.

Das schönste und heiterste Landratsamt der Republik

Das Landratsamt Starnberg erhält den DAM Preis 2023 für den Erweiterungsbau

Das Landratsamt Starnberg setzt erneut Maßstäbe in Sachen Architektur. Diesmal ist es der im Herbst 2021 eröffnete Erweiterungsbau. Der vom Deutschen Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt verliehene DAM Preis 2023 geht an das Architekturbüro Auer Weber für die Erweiterung des Landratsamtes Starnberg.

„Ich freue mich sehr, dass die intensive Arbeit für die nachhaltige Weiterentwicklung unseres Behördenbaus mit diesem so angesehenen Preis für Baukultur ausgezeichnet wird“, erklärt Landrat Stefan Frey, der zusammen mit Kreiskämmerer Stefan Pilgram, Projektleiter Hans-Michael Lemmer, Professor Fritz Auer und Projektleiter Dominik Fahr von Auer Weber den Preis in Frankfurt entgegennahm.

„Das Landratsamt ist seit Anbeginn ein offenes, einladendes Haus für alle. Der Mut und die Weitsicht so zu bauen, werden nicht nur mit diesem Preis belohnt, sondern mit hochattraktiven Arbeits- und Aufenthaltsplätzen für die kommenden Jahrzehnte“, so Frey weiter. „Die lichte Klarheit der Voralpenlandschaft und die Spiegelung des Sees haben uns zum Entwurf inspiriert“, erklärte Fritz Auer die Konzeptidee.

Nach etwas über zwei Jahren Bauzeit wurde der Anbau im Oktober 2021 offiziell eingeweiht. Am heutigen Freitag nun die Auszeichnung mit dem DAM Preis 2023. Dazu schreibt das Deutsche Architekturmuseum: „Die Erweiterung des Landratsamtes Starnberg von Auer Weber hat die Jury begeistert. Wobei es eigentlich der Zusammenklang des Bestands und des Ergänzungsbaus ist, der letztendlich überzeugte. Denn selten treffen ein Alt- und ein Neubau so harmonisch aufeinander, was nicht zuletzt daran lag, dass hier im Abstand von 35 Jahren die gleichen Architekten am Werk waren. Und so ist heute nur mit scharfem Blick zu erkennen, wo der Bestand aufhört und die Erweiterung beginnt, welche bewährten und geschätzten Attribute des Bestands fortgeschrieben und wo zeitgemäß modernisiert wurde und eben doch ein neuer Charakter Einzug gehalten hat.“

Jurymitglied Jörn Walter beschreibt das so: „Das schönste und heiterste Landratsamt der Republik erweitern zu sollen, ist eine mentale Herausforderung. Das vorbildliche Gebäude von 1987 unter heutigen Bedingungen (Energie, Brandschutz, Inklusion) einfach zu reproduzieren aber auch eine ingenieurtechnische. Verblüffend das überzeugende Ergebnis, das erneut zum Vorbild wird.“

Rund 100 Bauwerke aus ganz Deutschland wurden für den DAM Preis 2023 nominiert. Fünf davon schafften es letztendlich ins Finale. In der Endrunde setzte sich die Erweiterung des Landratsamt Starnberg gegen den Stadtbahntunnel Karlsruhe, die Bundesgeschäftsstelle des Deutschen Alpenvereins München, das Münchner Volkstheater und die Scheune Prädikow in Prötzel durch.

Der DAM Preis

Seit 2007 werden mit dem DAM Preis für Architektur in Deutschland jährlich herausragende Bauten in Deutschland ausgezeichnet. In einem gestaffelten Verfahren bestimmte eine Expertenjury in diesem Jahr aus den 100 nominierten Bauwerken (Longlist) 23 Projekte für die engere Wahl (Shortlist), 3 weitere Bauten deutscher Architekturbüros im Ausland kamen außer Konkurrenz hinzu. Auf einer gesonderten Juryfahrt Anfang September 2022 wurden dann die fünf gewählten Finalisten von der Jury vor Ort besucht. Weitere Informationen gibt es unter www.dam-preis.de.

Bisherige Auszeichnungen

Das Landratsamt Starnberg wurde am 5. Mai 1987 eingeweiht und hat seitdem bereits mehrere Auszeichnungen erhalten: Holzbaupreis Bayern 1988, Stern des Jahres der Abendzeitung München 1988, Architekturpreis der Klempner-Handwerks 1988, Deutscher Architektur-Preis 1989, BDA (Bund Deutscher Architektinnen und Architekten)-Preis Bayern 1989, Europäischer Holzleimbaupreis 1991, Finalist Deutscher Nachhaltigkeitspreis Architektur 2023.

Die Erläuterungen zum DAM Preis 2023

Die Erweiterung des direkt am See gelegenen Starnberger Landratsamts ehrt den Bestand und schreibt ihn in beeindruckender Weise fort. Es ist nicht selbstverständlich, dass Bestandsbauten erhalten und weiterverwendet oder erweitert werden – im Gegenteil werden besonders Bauten der Siebziger- und Achtzigerjahre skeptisch betrachtet, was ihre Zukunftsfähigkeit angeht.

In Starnberg war dies von Anfang an anders. Die Architekten Fritz Auer und Carlo Weber nahmen 1982 am Wettbewerb für das Landratsamt Starnberg teil. Fritz Auer erinnert sich, dass wesentliche Inspirationen für die städtebauliche Organisation von seiner Japanreise 1960 stammten, bei der er sich die Katsura-Villa – den kaiserlichen Nebenpalast – aus dem 17. Jahrhundert in Kyoto angeschaut hatte. Dessen horizontale Verteilung der Baumassen und Staffelung der Baukörper, die damit ihr sehr großes Volumen geschickt verbargen, die Zweigeschossigkeit mit umlaufenden Veranden im Obergeschoss, die Dachüberhänge und die sanft geneigten Dächer schienen ihm auch geeignete Mittel für das Grundstück in Starnberg zu sein.

Tatsächlich gewann der Entwurf und wurde realisiert. Schon der ursprüngliche Bau setzte in seiner städtebaulichen Anordnung in Form zweigeschossiger Pavillons mit umlaufenden Fluchtbalkonen und einem Wasserbecken sowie fingerartigen Höfen auf eine enge Verzahnung mit der Nachbarschaft. Die teils flügel-, teils kammartige Struktur der Erweiterung führt diese Idee fort. Ein öffentlicher Fußweg leitet durch den baumbestandenen Innenhof mit einem weiteren Wasserbecken hinunter zum Seeufer. Fast nebenbei gelangt man dabei in das großzügige Eingangsatrium, das über zierliche Treppen und Galerien zu den Büros führt. Sie sind nach außen orientiert, aber auch zu den Gängen hin stellen Glasbänder in den Trennwänden große Transparenz her. Die insgesamt drei Atrien haben Oberlichtbänder; es entsteht eine für Behörden überraschend freundliche Atmosphäre.

Dass „das schönste Landratsamt Bayerns“, wie der aktuelle Landrat es stolz nennt, von seinen ursprünglichen Architekten erweitert wurde, war sicher wesentlich. Sie nahmen aber nicht die 1987 noch intendierten Flächen für künftige Erweiterungen im Osten und Süden auf, sondern entwickelten das modulare Konzept im Westen weiter. Dort wurde additiv die im Bestand vorgezeichnete Figur aus Flügelbauten um eine Atriumhalle verdoppelt. Gestalterisch gleichen sich der Bestand und die Erweiterungen weitgehend.

Der Übergang zwischen Alt und Neu ist fließend, die Fassaden und Einbauten sind neu, liegen aber teilweise noch unter dem alten Dach. Außerdem wurden manche gestalterischen Entscheidungen von früher revidiert. So ist das Holz der äußeren, neuen Tragstützen nicht mehr natürlich belassen, sondern in dem Grauton lasiert, der der Patina der alten Tragstützen entspricht. Im Vergleich der Atrien ist die Interpretation und Weiterentwicklung der damals lässig verspielten Details hochspannend anzuschauen. (…) Die Gebäudetechnik entspricht dem aktuellen Standard, die den Neubau zu einem CO2-neutralen KfW-Effizienzhaus 55 macht.

Der Jury hat besonders die Haltung der Architekten imponiert, ihr eigenes Werk zu reflektieren, neu zu interpretieren und in zeitgemäßer Sprache fortzuschreiben. (Originaltext Peter Cachola Schmal, Direktor DAM)

Stimmen aus der Jury

»Die clusterartige Anordnung mit intelligenten Grundrissen, die Zeitlosigkeit und helle Freundlichkeit des Gebäudes sind besonders im Bereich des Verwaltungsbaus eine Seltenheit. Dass es die Architekten geschafft haben, dies unter all den aktuellen energetischen und baulich-konstruktiven Anforderungen im gleichen Duktus fortzuschreiben und zu optimieren, ist (wiederholt) preiswürdig.«
Brita Köhler

»Die eigene Arbeit Korrektur zu lesen ist schwierig. Wie gerne verschließt man doch die Augen vor der eigenen Unzulänglichkeit, hakt ab, geht weiter. AUER WEBER haben sich der Auseinandersetzung mit dem eigenen Schaffen gestellt, genau hingeschaut und weitergedacht. Genau das brauchen wir heute: Architektur, die das Gestern ernst nimmt, das Heute versteht und deutlich über morgen hinausdenkt.«
Uta Winterhager

»Das Landratsamt Starnberg ist ein wunderbares Beispiel für das so kluge, aber dennoch so selten praktizierte Prinzip des Weiterbauens. Die Qualitäten des Gebäudes haben sich bis heute bewährt. Die Ergänzung hat trotz der technischen Herausforderungen unserer Tage nichts davon eingebüßt. Die Nutzer lieben das Haus. Besseres kann einem Gebäude nicht widerfahren«
Martin Haas

»Es ist so wohltuend, endlich ein gelungenes Bauwerk zu finden, das von seinen Nutzern geliebt und von seinen Architekten nach über 30 Jahren ˏeinfachˊ weitergebaut wird.«
Peter Cachola Schmal

»Um eine Architektur der 1980er-Jahre in Stil, Form und Materialität des ursprünglichen Entwurfs weiterzubauen, braucht es Verständnis für die Qualitäten des Bestands, Respekt vor dem Werk und nur behutsame Anpassungen an heutige Bedürfnisse. Alle drei Bedingungen widersprechen eigentlich unserem auf Fortschritt und Innovation versessenen Zeitgeist. Dass die Erweiterung des Starnberger Landratsamtes gelungen ist, darf daher als ein großer Glücksfall gelten.«
Dijane Slavic/Uwe Bresan

»Eine Bauherrschaft, die nach mehr als 30 Jahren ihr Gebäude noch einmal fast identisch erweitern lässt – gibt es eine schönere Auszeichnung für alle am Bau und Unterhalt Beteiligten?«
Florian Summa

»Das Landratsamt entsorgt souverän die triviale Unterscheidung von Alt- und Neubau, die es so erst seit der Moderne gibt. Das permanente Weiterbauen, das dieses Projekt so elegant beiläufig zelebriert, war in der Baugeschichte Regel und nicht Ausnahme. Das Gebäude seinem ursprünglichen Entwurfsgedanken entsprechend weiterzubauen ist ein bauliches Plädoyer für die prinzipielle Unabgeschlossenheit von Architektur.«
Andreas Ruby

»Das Projekt beweist, dass flexible Veränderungen und nötige Anpassungen nicht charakterlose, ausdruckslose Strukturen erfordern, sondern dass es nur logisch ist, die Qualitäten des Bestandes weiterzuführen. Eine bewundernswerte Bescheidenheit.«
Lena Unger

Quelle: Landratsamt Starnberg

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DAM Preis 2023 für den Erweiterungsbau des Landratsamtes Starnberg
v.l.: Heinz Wendl, Projektleiter Dominik Fahr, Daniela Sacher und Professor Fritz Auer von Auer Weber mit Landrat Stefan Frey, Kreiskämmerer Stefan Pilgram und Projektleiter Hans-Michael Lemmer nahmen in Frankfurt den DAM Preis entgegen.

Das schönste und heiterste Landratsamt der Republik

Das Landratsamt Starnberg erhält den DAM Preis 2023 für den Erweiterungsbau

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Das Landratsamt Starnberg setzt erneut Maßstäbe in Sachen Architektur. Diesmal ist es der im Herbst 2021 eröffnete Erweiterungsbau. Der vom Deutschen Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt verliehene DAM Preis 2023 geht an das Architekturbüro Auer Weber für die Erweiterung des Landratsamtes Starnberg.

„Ich freue mich sehr, dass die intensive Arbeit für die nachhaltige Weiterentwicklung unseres Behördenbaus mit diesem so angesehenen Preis für Baukultur ausgezeichnet wird“, erklärt Landrat Stefan Frey, der zusammen mit Kreiskämmerer Stefan Pilgram, Projektleiter Hans-Michael Lemmer, Professor Fritz Auer und Projektleiter Dominik Fahr von Auer Weber den Preis in Frankfurt entgegennahm.

„Das Landratsamt ist seit Anbeginn ein offenes, einladendes Haus für alle. Der Mut und die Weitsicht so zu bauen, werden nicht nur mit diesem Preis belohnt, sondern mit hochattraktiven Arbeits- und Aufenthaltsplätzen für die kommenden Jahrzehnte“, so Frey weiter. „Die lichte Klarheit der Voralpenlandschaft und die Spiegelung des Sees haben uns zum Entwurf inspiriert“, erklärte Fritz Auer die Konzeptidee.

Nach etwas über zwei Jahren Bauzeit wurde der Anbau im Oktober 2021 offiziell eingeweiht. Am heutigen Freitag nun die Auszeichnung mit dem DAM Preis 2023. Dazu schreibt das Deutsche Architekturmuseum: „Die Erweiterung des Landratsamtes Starnberg von Auer Weber hat die Jury begeistert. Wobei es eigentlich der Zusammenklang des Bestands und des Ergänzungsbaus ist, der letztendlich überzeugte. Denn selten treffen ein Alt- und ein Neubau so harmonisch aufeinander, was nicht zuletzt daran lag, dass hier im Abstand von 35 Jahren die gleichen Architekten am Werk waren. Und so ist heute nur mit scharfem Blick zu erkennen, wo der Bestand aufhört und die Erweiterung beginnt, welche bewährten und geschätzten Attribute des Bestands fortgeschrieben und wo zeitgemäß modernisiert wurde und eben doch ein neuer Charakter Einzug gehalten hat.“

Jurymitglied Jörn Walter beschreibt das so: „Das schönste und heiterste Landratsamt der Republik erweitern zu sollen, ist eine mentale Herausforderung. Das vorbildliche Gebäude von 1987 unter heutigen Bedingungen (Energie, Brandschutz, Inklusion) einfach zu reproduzieren aber auch eine ingenieurtechnische. Verblüffend das überzeugende Ergebnis, das erneut zum Vorbild wird.“

Rund 100 Bauwerke aus ganz Deutschland wurden für den DAM Preis 2023 nominiert. Fünf davon schafften es letztendlich ins Finale. In der Endrunde setzte sich die Erweiterung des Landratsamt Starnberg gegen den Stadtbahntunnel Karlsruhe, die Bundesgeschäftsstelle des Deutschen Alpenvereins München, das Münchner Volkstheater und die Scheune Prädikow in Prötzel durch.

Der DAM Preis

Seit 2007 werden mit dem DAM Preis für Architektur in Deutschland jährlich herausragende Bauten in Deutschland ausgezeichnet. In einem gestaffelten Verfahren bestimmte eine Expertenjury in diesem Jahr aus den 100 nominierten Bauwerken (Longlist) 23 Projekte für die engere Wahl (Shortlist), 3 weitere Bauten deutscher Architekturbüros im Ausland kamen außer Konkurrenz hinzu. Auf einer gesonderten Juryfahrt Anfang September 2022 wurden dann die fünf gewählten Finalisten von der Jury vor Ort besucht. Weitere Informationen gibt es unter www.dam-preis.de.

Bisherige Auszeichnungen

Das Landratsamt Starnberg wurde am 5. Mai 1987 eingeweiht und hat seitdem bereits mehrere Auszeichnungen erhalten: Holzbaupreis Bayern 1988, Stern des Jahres der Abendzeitung München 1988, Architekturpreis der Klempner-Handwerks 1988, Deutscher Architektur-Preis 1989, BDA (Bund Deutscher Architektinnen und Architekten)-Preis Bayern 1989, Europäischer Holzleimbaupreis 1991, Finalist Deutscher Nachhaltigkeitspreis Architektur 2023.

Die Erläuterungen zum DAM Preis 2023

Die Erweiterung des direkt am See gelegenen Starnberger Landratsamts ehrt den Bestand und schreibt ihn in beeindruckender Weise fort. Es ist nicht selbstverständlich, dass Bestandsbauten erhalten und weiterverwendet oder erweitert werden – im Gegenteil werden besonders Bauten der Siebziger- und Achtzigerjahre skeptisch betrachtet, was ihre Zukunftsfähigkeit angeht.

In Starnberg war dies von Anfang an anders. Die Architekten Fritz Auer und Carlo Weber nahmen 1982 am Wettbewerb für das Landratsamt Starnberg teil. Fritz Auer erinnert sich, dass wesentliche Inspirationen für die städtebauliche Organisation von seiner Japanreise 1960 stammten, bei der er sich die Katsura-Villa – den kaiserlichen Nebenpalast – aus dem 17. Jahrhundert in Kyoto angeschaut hatte. Dessen horizontale Verteilung der Baumassen und Staffelung der Baukörper, die damit ihr sehr großes Volumen geschickt verbargen, die Zweigeschossigkeit mit umlaufenden Veranden im Obergeschoss, die Dachüberhänge und die sanft geneigten Dächer schienen ihm auch geeignete Mittel für das Grundstück in Starnberg zu sein.

Tatsächlich gewann der Entwurf und wurde realisiert. Schon der ursprüngliche Bau setzte in seiner städtebaulichen Anordnung in Form zweigeschossiger Pavillons mit umlaufenden Fluchtbalkonen und einem Wasserbecken sowie fingerartigen Höfen auf eine enge Verzahnung mit der Nachbarschaft. Die teils flügel-, teils kammartige Struktur der Erweiterung führt diese Idee fort. Ein öffentlicher Fußweg leitet durch den baumbestandenen Innenhof mit einem weiteren Wasserbecken hinunter zum Seeufer. Fast nebenbei gelangt man dabei in das großzügige Eingangsatrium, das über zierliche Treppen und Galerien zu den Büros führt. Sie sind nach außen orientiert, aber auch zu den Gängen hin stellen Glasbänder in den Trennwänden große Transparenz her. Die insgesamt drei Atrien haben Oberlichtbänder; es entsteht eine für Behörden überraschend freundliche Atmosphäre.

Dass „das schönste Landratsamt Bayerns“, wie der aktuelle Landrat es stolz nennt, von seinen ursprünglichen Architekten erweitert wurde, war sicher wesentlich. Sie nahmen aber nicht die 1987 noch intendierten Flächen für künftige Erweiterungen im Osten und Süden auf, sondern entwickelten das modulare Konzept im Westen weiter. Dort wurde additiv die im Bestand vorgezeichnete Figur aus Flügelbauten um eine Atriumhalle verdoppelt. Gestalterisch gleichen sich der Bestand und die Erweiterungen weitgehend.

Der Übergang zwischen Alt und Neu ist fließend, die Fassaden und Einbauten sind neu, liegen aber teilweise noch unter dem alten Dach. Außerdem wurden manche gestalterischen Entscheidungen von früher revidiert. So ist das Holz der äußeren, neuen Tragstützen nicht mehr natürlich belassen, sondern in dem Grauton lasiert, der der Patina der alten Tragstützen entspricht. Im Vergleich der Atrien ist die Interpretation und Weiterentwicklung der damals lässig verspielten Details hochspannend anzuschauen. (…) Die Gebäudetechnik entspricht dem aktuellen Standard, die den Neubau zu einem CO2-neutralen KfW-Effizienzhaus 55 macht.

Der Jury hat besonders die Haltung der Architekten imponiert, ihr eigenes Werk zu reflektieren, neu zu interpretieren und in zeitgemäßer Sprache fortzuschreiben. (Originaltext Peter Cachola Schmal, Direktor DAM)

Stimmen aus der Jury

»Die clusterartige Anordnung mit intelligenten Grundrissen, die Zeitlosigkeit und helle Freundlichkeit des Gebäudes sind besonders im Bereich des Verwaltungsbaus eine Seltenheit. Dass es die Architekten geschafft haben, dies unter all den aktuellen energetischen und baulich-konstruktiven Anforderungen im gleichen Duktus fortzuschreiben und zu optimieren, ist (wiederholt) preiswürdig.«
Brita Köhler

»Die eigene Arbeit Korrektur zu lesen ist schwierig. Wie gerne verschließt man doch die Augen vor der eigenen Unzulänglichkeit, hakt ab, geht weiter. AUER WEBER haben sich der Auseinandersetzung mit dem eigenen Schaffen gestellt, genau hingeschaut und weitergedacht. Genau das brauchen wir heute: Architektur, die das Gestern ernst nimmt, das Heute versteht und deutlich über morgen hinausdenkt.«
Uta Winterhager

»Das Landratsamt Starnberg ist ein wunderbares Beispiel für das so kluge, aber dennoch so selten praktizierte Prinzip des Weiterbauens. Die Qualitäten des Gebäudes haben sich bis heute bewährt. Die Ergänzung hat trotz der technischen Herausforderungen unserer Tage nichts davon eingebüßt. Die Nutzer lieben das Haus. Besseres kann einem Gebäude nicht widerfahren«
Martin Haas

»Es ist so wohltuend, endlich ein gelungenes Bauwerk zu finden, das von seinen Nutzern geliebt und von seinen Architekten nach über 30 Jahren ˏeinfachˊ weitergebaut wird.«
Peter Cachola Schmal

»Um eine Architektur der 1980er-Jahre in Stil, Form und Materialität des ursprünglichen Entwurfs weiterzubauen, braucht es Verständnis für die Qualitäten des Bestands, Respekt vor dem Werk und nur behutsame Anpassungen an heutige Bedürfnisse. Alle drei Bedingungen widersprechen eigentlich unserem auf Fortschritt und Innovation versessenen Zeitgeist. Dass die Erweiterung des Starnberger Landratsamtes gelungen ist, darf daher als ein großer Glücksfall gelten.«
Dijane Slavic/Uwe Bresan

»Eine Bauherrschaft, die nach mehr als 30 Jahren ihr Gebäude noch einmal fast identisch erweitern lässt – gibt es eine schönere Auszeichnung für alle am Bau und Unterhalt Beteiligten?«
Florian Summa

»Das Landratsamt entsorgt souverän die triviale Unterscheidung von Alt- und Neubau, die es so erst seit der Moderne gibt. Das permanente Weiterbauen, das dieses Projekt so elegant beiläufig zelebriert, war in der Baugeschichte Regel und nicht Ausnahme. Das Gebäude seinem ursprünglichen Entwurfsgedanken entsprechend weiterzubauen ist ein bauliches Plädoyer für die prinzipielle Unabgeschlossenheit von Architektur.«
Andreas Ruby

»Das Projekt beweist, dass flexible Veränderungen und nötige Anpassungen nicht charakterlose, ausdruckslose Strukturen erfordern, sondern dass es nur logisch ist, die Qualitäten des Bestandes weiterzuführen. Eine bewundernswerte Bescheidenheit.«
Lena Unger

Quelle: Landratsamt Starnberg

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