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| von Redaktion Wuermtal.Net

Worauf warten wir noch?

„Transition Town“ – oder besser „Dorf im Wandel“

Gautinger Reisegruppe lernt in der Transition Town Ungersheim/Elsass, wie eine nachhaltige Gemeinde funktioniert.

„Nach dem Agenda21-Filmgespräch in Gauting, bei dem der Film "Worauf warten wir noch" von Marie Monique Robin (Trailer s.u.) gezeigt wurde, war für uns sofort klar: Das müssen wir mit eigenen Augen sehen!“ berichtet Christiane Lüst vom Öko & Fair Umweltzentrum Gauting, die umgehend eine Exkursion organisierte.

Die weltweite Bewegung „Transition Town“ – oder besser „Dorf im Wandel“ vernetzt inzwischen weltweit bereits fast 1000, in Deutschland aktuell etwa 120 lokale Initiativen.

Transition Town verlässt sich nicht darauf, dass die Politik rechtzeitig auf das absehbare Ende der fossilen Energieträger und anderer Rohstoffe reagiert, sondern versetzt Kommunen in die Lage, schon heute selbst Maßnahmen zu ergreifen um die Zukunft nach dem ausklingenden Ölzeitalter zu gestalten.  Transition Towns führen unterschiedliche Gemeinschaftsprojekte durch, die alle das gleiche Ziel haben:

Reduktion von fossilem Energieverbrauch und gleichzeitige Förderung von erneuerbaren Energien, Stärkung einer regionalen und lokalen Wirtschaft durch eine Komplementärwährung und eine möglichst weitreichende autarke Versorgung mit Nahrungsmitteln auf der Basis ökologischer Land- und Gartenwirtschaft.

Bürgermeister Jean-Claude Mensch nahm sich mit sichtlichem Stolz und großer Herzlichkeit für seine Führung ganze fünf Stunden Zeit.

Ungersheim ist besonders!

Ungersheim, war bis vor wenigen Jahrzehnten vom Kalibergbau abhängig und dessen Bewohner litten sich nach dem Ende der Minenarbeit unter großer Arbeitslosigkeit.  Um die zunehmende Verwahrlosung in der Gemeinde zu verhindern gründete sich die Bürgerbewegung „Le colibri“. Aus dieser Gruppe heraus wuchsen im Lauf der Jahre fast von allein immer mehr Ideen, wie die Gemeinde wieder aus dem sozialen Tief herausgeführt und gleichzeitig ein neuer Lebensstil gefunden werden kann.

Entscheidend für die Nachhaltigkeitsfortschritte waren die „21 Aktionen für das 21. Jahrhundert“. Wie uns der Bürgermeister erklärte, stehen die Aktionen auf drei Säulen:

  • Geistige Freiheit, um sich von Werbung und Konsumzwang zu befreien, bereichernde Lebensstile zu finden und die ökologischen Grenzen des Planeten zu erkennen.

  • Energieautonomie, um Entwicklungsspielraum zu haben und damit Energiekosten in der Region bleiben und nicht an Konzerne abfließen.

  • Ernährungssouveränität, die den gesamten Weg vom Saatgut bis zum Teller beinhaltet.

Jean-Claude Mensch betont: „Transition ist ganz einfach. Als Bürgermeister muss ich nur den Wandel anstoßen, der den Menschen ohnehin schon lange am Herzen liegt. Unsere Zukunft gestalten wir selbst. Der fortschreitende Klimawandel hat uns dazu bewegt, die Maßnahmen wesentlich schneller zu ergreifen, die wir selbst beeinflussen können.“

Lebendige und partizipative Demokratie

Der bereits zum fünften Mal gewählte Bürgermeister lebt mit Leidenschaft Basisdemokratie. Wie er selbst zugibt, sind die Diskussionen und Entscheidungsprozesse oft schwierig und langwierig. Aber sie bringen die Sicherheit, dass die Bürger*innen mehrheitlich hinter den Entscheidungen stehen und sie schließlich auch verteidigen. Das erleichtert wiederum seine Arbeit und nimmt ihm Verantwortung ab.

In seiner Gemeinde gibt es eine weitreichende Bürgerbeteiligung. Das Bürgerforum besteht aus einem Partizipationsrat, einem Bürgerrat, einem Rat der Weisen und einem Kinderrat. Den Räten wird Verantwortung übertragen wo immer dies möglich und sinnvoll ist. Interessant ist, dass es nur etwa fünfzig Aktivist*innen sind, die in der Gemeinde die Rolle des kreativen Anschiebens und der praktischen Umsetzung übernommen haben.

Selbstverständlich ist Ungersheim auch zertifizierte Fair Trade Gemeinde und veranstaltet jedes Jahr das dreitägige Festival eco/equitable „Bio Ungersheim“ mit viel Musik und selbst erzeugten Spezialitäten.

Konsequentes und eigensinniges Energiemanagement

Es gibt nicht viele Kommunen in Frankreich, die die Daseinsberechtigung der Atomenergie in Frage stellen. Ungersheim gehört dazu und hat einen Antrag für den Ausstieg aus der gefährlichen Technologie gestellt.

Die Steuereinnahmen der Gemeinde betragen nur 1,8 Mio. Euro. Man traut es diesem kleinen Ort nicht zu, eine derart große Sporthalle mit Schwimmbad kostendeckend zu betreiben, wenn man vor dem imposanten Gebäude steht. Alle öffentlichen Gebäude werden mit regenerativer Energie versorgt. Wegen der weitgehenden Energieautarkie sind die laufenden Kosten minimal.

  • Mit der Umstellung auf dimmbare LED-Technik konnte schon ab 2006 bei der Straßenbeleuchtung 40% der Energie eingespart werden. Eine weitere Einsparung erfolgte durch die Abschaltung der Parkplatz- und Radwegbeleuchtung ab Mitternacht. Das hat den zusätzlichen Vorteil, dass die reduzierte Lichtverschmutzung Insekten weniger schadet.

  • Inzwischen betreibt die Gemeinde Photovoltaikanlagen mit 5,4 MWp auf Dächern und Konversionsflächen aus Kalisalzabfällen und kann damit 10.000 Einwohner*innen mit Strom versorgen. Der Verkauf von Energie an umliegende Gemeinden und Private generiert Einnahmen.

  • Die Gemeinde fördert weiterhin private PV- und Solaranlagen und konzentriert sich zukünftig verstärkt auf die Wärmeenergieeinsparung.

  • Schon seit 2006 hat Ungersheim ein vollständiges Pestizid- und Kunstdüngerverbot auf kommunalen und privaten Flächen und erlassen.

  • Seit 2008 werden ausschließlich ökologische Reinigungsmittel in allen öffentlichen Gebäuden verwendet.

  • Im ganzen Ortsbereich gilt durchgehend Tempo 30 zur Reduktion von Lärm und CO2-Ausstoß und Radfahrer*innen genießen einen sichtbaren Vorrang vor dem Autoverkehr.

  • Für Neubauten wird durch die Bauleitplanung ausschließlich Passivhaus-Bauweise oder besser vorgeschrieben.

Lebensmittel für Lebewesen

In großen Gewächshäusern auf 4.000 m² und auf 8 ha Freiflächen arbeiten Gärtner*innen und Langzeitarbeitslose an der Ernährungssouveränität von Ungersheim. Das Ziel ist, hochwertiges Gemüse, frischen Salat und gesundes Obst in Demeter-Qualität, der höchsten Bio-Stufe, zu erzeugen. Auf Teilen der Gärten können Bürger*innen aktiv mitarbeiten, um auf diese Weise Anteile am Ertrag zu erhalten. Auch Kinder helfen in den Gärten und Feldern im Rahmen von Schulunterricht mit. Sie werden schließlich täglich aus der gemeindeeigenen Catering-Küche mit Bio-Essen versorgt.

Jede Woche werden in den Sommermonaten ca. 250 Gemüsekörbe gefüllt, verkauft und im Ort selbst konsumiert. Saisonale Überschüsse an Gemüse müssen seit ein paar Jahren nicht mehr verfaulen, sie werden in der eigenen kleinen Konservenfabrikation in Gläsern und Dosen verarbeitet und in den Wintermonaten genutzt und verkauft.

Ins Strahlen gerät Jean-Claude Mensch, als er für uns das nagelneue Gebäude der Brauerei aufsperrt. In Kürze bekommt Ungersheim sein eigenes Bier, das den Zusammenhalt der Gemeinde noch einmal merklich verstärken dürfte.

Warum braucht eine so kleine Gemeinde eigenes Geld?

Zur Unterstützung des einheimischen Gewerbes hat Ungersheim eine lokale, komplementäre Währung eingeführt: «Le Radis» oder «d’r Ràadig» wie er im elsässischen Dialekt heißt. 1 Radis entspricht immer 1 Euro. Kleine Händler*innen leiden sehr unter der Globalisierung und unter dem ständig wachsenden Online-Handel. Eine lokale oder regionale Währung zirkuliert nur innerhalb eines begrenzten Raums, so dass das Geld nicht abfließen kann. Eine Regionalwährung bindet Kunden an die Region, das vorhandene Kapital fließt nicht ab und vermehrt nicht den Reichtum von Oligarchen, sondern dient ausschließlich dem Auskommen und Wohlstand der örtlichen Geschäftsinhaber. Der Lebensmittelladen, der Bäcker und Metzger und nicht zuletzt das Gasthaus und das Restaurant im Ort haben eine Chance zu überleben. Sie bilden zusammen die Infrastruktur, die eine Gemeinde lebenswert und liebenswert macht. Es sind nicht das Gewerbegebiet und der Supermarkt am Ortsrand, die der Stadt, dem Dorf Identität geben.

Ungersheim leuchtet als Vorbild

Was hat die Reisegruppe mit nach Hause genommen? Ist es möglich, den Ungersheimer Wandel auf Gauting oder andere Würmtalgemeinden zu projizieren, dort wo Gewerbegebiete, Supermärkte, Betonbauten und Verkehrsstau das Ortsbild bestimmen?

Wir haben gelernt, dass viele Dinge gleichzeitig wie ein Puzzle zusammenpassen müssen. Es fängt bei der kommunalpolitischen Führung an, die offen und basisdemokratisch denken und handeln muss. Es geht weiter mit der Existenz von starken bürgerlichen Gruppen, die von sich aus initiativ werden und es endet mit dem Willen einer breiten und vor allem jungen Bürgerschaft, sich aus der Lethargie des ´weiter so` zu lösen und an der Verbesserung der ´weichen` Faktoren eines glücklichen Lebens arbeiten zu wollen.

Treffen diese Dinge zu, dann kann eine Blaupause von Ungersheim überall Wirklichkeit werden.

Also: Womit fangen wir noch heute an?

Ausblick

Das Öko & Fair Umweltzentrum will die Exkursion im Frühjahr 2020 wiederholen.

Interessierte können sich gern vorab anmelden bei:

Öko & Fair Umweltzentrum Gauting
Tel.: 089 / 893 11 054 oder info@oeko-und-fair.de

Es wäre wünschenswert, dass möglichst viele Kommunalpolitiker oder Bürgerinitiativen mitfahren. Wir können jedem Bürgermeister wärmstens empfehlen, eine solche Informationsreise zusammen mit dem ganzen Gemeinderat zu organisieren. Sie werden vom Geist Ungersheims inspiriert in ihre Gemeinde zurückkehren.

Autor : Öko & Fair Umweltzentrum Gauting

Trailer "Worauf warten wir noch"

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Daniela Gaberdan
| von Redaktion Wuermtal.Net

Worauf warten wir noch?

„Transition Town“ – oder besser „Dorf im Wandel“

Gautinger Reisegruppe lernt in der Transition Town Ungersheim/Elsass, wie eine nachhaltige Gemeinde funktioniert.

„Nach dem Agenda21-Filmgespräch in Gauting, bei dem der Film "Worauf warten wir noch" von Marie Monique Robin (Trailer s.u.) gezeigt wurde, war für uns sofort klar: Das müssen wir mit eigenen Augen sehen!“ berichtet Christiane Lüst vom Öko & Fair Umweltzentrum Gauting, die umgehend eine Exkursion organisierte.

Die weltweite Bewegung „Transition Town“ – oder besser „Dorf im Wandel“ vernetzt inzwischen weltweit bereits fast 1000, in Deutschland aktuell etwa 120 lokale Initiativen.

Transition Town verlässt sich nicht darauf, dass die Politik rechtzeitig auf das absehbare Ende der fossilen Energieträger und anderer Rohstoffe reagiert, sondern versetzt Kommunen in die Lage, schon heute selbst Maßnahmen zu ergreifen um die Zukunft nach dem ausklingenden Ölzeitalter zu gestalten.  Transition Towns führen unterschiedliche Gemeinschaftsprojekte durch, die alle das gleiche Ziel haben:

Reduktion von fossilem Energieverbrauch und gleichzeitige Förderung von erneuerbaren Energien, Stärkung einer regionalen und lokalen Wirtschaft durch eine Komplementärwährung und eine möglichst weitreichende autarke Versorgung mit Nahrungsmitteln auf der Basis ökologischer Land- und Gartenwirtschaft.

Bürgermeister Jean-Claude Mensch nahm sich mit sichtlichem Stolz und großer Herzlichkeit für seine Führung ganze fünf Stunden Zeit.

Ungersheim ist besonders!

Ungersheim, war bis vor wenigen Jahrzehnten vom Kalibergbau abhängig und dessen Bewohner litten sich nach dem Ende der Minenarbeit unter großer Arbeitslosigkeit.  Um die zunehmende Verwahrlosung in der Gemeinde zu verhindern gründete sich die Bürgerbewegung „Le colibri“. Aus dieser Gruppe heraus wuchsen im Lauf der Jahre fast von allein immer mehr Ideen, wie die Gemeinde wieder aus dem sozialen Tief herausgeführt und gleichzeitig ein neuer Lebensstil gefunden werden kann.

Entscheidend für die Nachhaltigkeitsfortschritte waren die „21 Aktionen für das 21. Jahrhundert“. Wie uns der Bürgermeister erklärte, stehen die Aktionen auf drei Säulen:

  • Geistige Freiheit, um sich von Werbung und Konsumzwang zu befreien, bereichernde Lebensstile zu finden und die ökologischen Grenzen des Planeten zu erkennen.

  • Energieautonomie, um Entwicklungsspielraum zu haben und damit Energiekosten in der Region bleiben und nicht an Konzerne abfließen.

  • Ernährungssouveränität, die den gesamten Weg vom Saatgut bis zum Teller beinhaltet.

Jean-Claude Mensch betont: „Transition ist ganz einfach. Als Bürgermeister muss ich nur den Wandel anstoßen, der den Menschen ohnehin schon lange am Herzen liegt. Unsere Zukunft gestalten wir selbst. Der fortschreitende Klimawandel hat uns dazu bewegt, die Maßnahmen wesentlich schneller zu ergreifen, die wir selbst beeinflussen können.“

Lebendige und partizipative Demokratie

Der bereits zum fünften Mal gewählte Bürgermeister lebt mit Leidenschaft Basisdemokratie. Wie er selbst zugibt, sind die Diskussionen und Entscheidungsprozesse oft schwierig und langwierig. Aber sie bringen die Sicherheit, dass die Bürger*innen mehrheitlich hinter den Entscheidungen stehen und sie schließlich auch verteidigen. Das erleichtert wiederum seine Arbeit und nimmt ihm Verantwortung ab.

In seiner Gemeinde gibt es eine weitreichende Bürgerbeteiligung. Das Bürgerforum besteht aus einem Partizipationsrat, einem Bürgerrat, einem Rat der Weisen und einem Kinderrat. Den Räten wird Verantwortung übertragen wo immer dies möglich und sinnvoll ist. Interessant ist, dass es nur etwa fünfzig Aktivist*innen sind, die in der Gemeinde die Rolle des kreativen Anschiebens und der praktischen Umsetzung übernommen haben.

Selbstverständlich ist Ungersheim auch zertifizierte Fair Trade Gemeinde und veranstaltet jedes Jahr das dreitägige Festival eco/equitable „Bio Ungersheim“ mit viel Musik und selbst erzeugten Spezialitäten.

Konsequentes und eigensinniges Energiemanagement

Es gibt nicht viele Kommunen in Frankreich, die die Daseinsberechtigung der Atomenergie in Frage stellen. Ungersheim gehört dazu und hat einen Antrag für den Ausstieg aus der gefährlichen Technologie gestellt.

Die Steuereinnahmen der Gemeinde betragen nur 1,8 Mio. Euro. Man traut es diesem kleinen Ort nicht zu, eine derart große Sporthalle mit Schwimmbad kostendeckend zu betreiben, wenn man vor dem imposanten Gebäude steht. Alle öffentlichen Gebäude werden mit regenerativer Energie versorgt. Wegen der weitgehenden Energieautarkie sind die laufenden Kosten minimal.

  • Mit der Umstellung auf dimmbare LED-Technik konnte schon ab 2006 bei der Straßenbeleuchtung 40% der Energie eingespart werden. Eine weitere Einsparung erfolgte durch die Abschaltung der Parkplatz- und Radwegbeleuchtung ab Mitternacht. Das hat den zusätzlichen Vorteil, dass die reduzierte Lichtverschmutzung Insekten weniger schadet.

  • Inzwischen betreibt die Gemeinde Photovoltaikanlagen mit 5,4 MWp auf Dächern und Konversionsflächen aus Kalisalzabfällen und kann damit 10.000 Einwohner*innen mit Strom versorgen. Der Verkauf von Energie an umliegende Gemeinden und Private generiert Einnahmen.

  • Die Gemeinde fördert weiterhin private PV- und Solaranlagen und konzentriert sich zukünftig verstärkt auf die Wärmeenergieeinsparung.

  • Schon seit 2006 hat Ungersheim ein vollständiges Pestizid- und Kunstdüngerverbot auf kommunalen und privaten Flächen und erlassen.

  • Seit 2008 werden ausschließlich ökologische Reinigungsmittel in allen öffentlichen Gebäuden verwendet.

  • Im ganzen Ortsbereich gilt durchgehend Tempo 30 zur Reduktion von Lärm und CO2-Ausstoß und Radfahrer*innen genießen einen sichtbaren Vorrang vor dem Autoverkehr.

  • Für Neubauten wird durch die Bauleitplanung ausschließlich Passivhaus-Bauweise oder besser vorgeschrieben.

Lebensmittel für Lebewesen

In großen Gewächshäusern auf 4.000 m² und auf 8 ha Freiflächen arbeiten Gärtner*innen und Langzeitarbeitslose an der Ernährungssouveränität von Ungersheim. Das Ziel ist, hochwertiges Gemüse, frischen Salat und gesundes Obst in Demeter-Qualität, der höchsten Bio-Stufe, zu erzeugen. Auf Teilen der Gärten können Bürger*innen aktiv mitarbeiten, um auf diese Weise Anteile am Ertrag zu erhalten. Auch Kinder helfen in den Gärten und Feldern im Rahmen von Schulunterricht mit. Sie werden schließlich täglich aus der gemeindeeigenen Catering-Küche mit Bio-Essen versorgt.

Jede Woche werden in den Sommermonaten ca. 250 Gemüsekörbe gefüllt, verkauft und im Ort selbst konsumiert. Saisonale Überschüsse an Gemüse müssen seit ein paar Jahren nicht mehr verfaulen, sie werden in der eigenen kleinen Konservenfabrikation in Gläsern und Dosen verarbeitet und in den Wintermonaten genutzt und verkauft.

Ins Strahlen gerät Jean-Claude Mensch, als er für uns das nagelneue Gebäude der Brauerei aufsperrt. In Kürze bekommt Ungersheim sein eigenes Bier, das den Zusammenhalt der Gemeinde noch einmal merklich verstärken dürfte.

Warum braucht eine so kleine Gemeinde eigenes Geld?

Zur Unterstützung des einheimischen Gewerbes hat Ungersheim eine lokale, komplementäre Währung eingeführt: «Le Radis» oder «d’r Ràadig» wie er im elsässischen Dialekt heißt. 1 Radis entspricht immer 1 Euro. Kleine Händler*innen leiden sehr unter der Globalisierung und unter dem ständig wachsenden Online-Handel. Eine lokale oder regionale Währung zirkuliert nur innerhalb eines begrenzten Raums, so dass das Geld nicht abfließen kann. Eine Regionalwährung bindet Kunden an die Region, das vorhandene Kapital fließt nicht ab und vermehrt nicht den Reichtum von Oligarchen, sondern dient ausschließlich dem Auskommen und Wohlstand der örtlichen Geschäftsinhaber. Der Lebensmittelladen, der Bäcker und Metzger und nicht zuletzt das Gasthaus und das Restaurant im Ort haben eine Chance zu überleben. Sie bilden zusammen die Infrastruktur, die eine Gemeinde lebenswert und liebenswert macht. Es sind nicht das Gewerbegebiet und der Supermarkt am Ortsrand, die der Stadt, dem Dorf Identität geben.

Ungersheim leuchtet als Vorbild

Was hat die Reisegruppe mit nach Hause genommen? Ist es möglich, den Ungersheimer Wandel auf Gauting oder andere Würmtalgemeinden zu projizieren, dort wo Gewerbegebiete, Supermärkte, Betonbauten und Verkehrsstau das Ortsbild bestimmen?

Wir haben gelernt, dass viele Dinge gleichzeitig wie ein Puzzle zusammenpassen müssen. Es fängt bei der kommunalpolitischen Führung an, die offen und basisdemokratisch denken und handeln muss. Es geht weiter mit der Existenz von starken bürgerlichen Gruppen, die von sich aus initiativ werden und es endet mit dem Willen einer breiten und vor allem jungen Bürgerschaft, sich aus der Lethargie des ´weiter so` zu lösen und an der Verbesserung der ´weichen` Faktoren eines glücklichen Lebens arbeiten zu wollen.

Treffen diese Dinge zu, dann kann eine Blaupause von Ungersheim überall Wirklichkeit werden.

Also: Womit fangen wir noch heute an?

Ausblick

Das Öko & Fair Umweltzentrum will die Exkursion im Frühjahr 2020 wiederholen.

Interessierte können sich gern vorab anmelden bei:

Öko & Fair Umweltzentrum Gauting
Tel.: 089 / 893 11 054 oder info@oeko-und-fair.de

Es wäre wünschenswert, dass möglichst viele Kommunalpolitiker oder Bürgerinitiativen mitfahren. Wir können jedem Bürgermeister wärmstens empfehlen, eine solche Informationsreise zusammen mit dem ganzen Gemeinderat zu organisieren. Sie werden vom Geist Ungersheims inspiriert in ihre Gemeinde zurückkehren.

Autor : Öko & Fair Umweltzentrum Gauting

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